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Verdienen wie die Männer: Mehr Geld für Brasiliens Nationalspielerinnen

Die Frauen der brasilianischen Fußballnationalmannschaft werden von nun an wie die Männer bezahlt. Mit dem Schritt wird Brasiliens Fußballverband CBF zum internationalen Vorreiter.

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Die Stürmerin der brasilianischen Frauennationalmannschaft, Marta Vieira da Silva, gehört zu den besten Fußballerinnen der Welt. Foto: Marta, Allan PatrickCC BY-SA 4.0, Zuschnitt

Die extrem ungleiche Bezahlung im Frauen- und Männerfußball ist schon seit Längerem ein Reizthema. Vergangenes Jahr etwa verklagte die US-Frauennationalmannschaft ihren eigenen Verband wegen Diskriminierung - obwohl die amtierenden Weltmeisterinnen erfolgreicher sind als ihre männlichen Kollegen, verdienen sie weniger. Vor Gericht allerdings scheiterte das Team rund um Kapitänin und Vorkämpferin Megan Rapinoe.

Dänemarks Fußballerinnen boykottierten ein Qualifikationsspiel der vergangenen Weltmeisterschaft, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Sie erreichten zumindest eine Teileinigung. Gleiche Bezahlung für weibliche und männliche Fußballnationalspieler gibt es bisher nur in Norwegen und Neuseeland (seit 2018) sowie in Australien (seit 2019). Nun hat auch Brasiliens nationaler Fußballverband CBF diesen Weg eingeschlagen.

Wie die Confederação Brasileira de Futebol jetzt mitteilte, wurde die Bezahlung der Nationalteams bereits im März angeglichen, Spielerinnen und Spieler erhielten bei Spesen und Prämien nun dieselben Beträge. "Es gibt keinen Geschlechterunterschied mehr, wir behandeln Frauen und Männer gleich", so CBF-Präsident Rogerio Caboclo.

Männer verdienten bei Auswärtsspielen sechsmal mehr

Bislang erhielten die Brasilianerinnen für einen Trainingstag mit der Nationalmannschaft 250 Real, umgerechnet knapp 40 Euro, während ihre männlichen Kollegen das Doppelte kassierten, wie eine Recherche der Tageszeitung "Folha de São Paulo" von 2017 zeigt. Bei Auswärtsspielen war demnach der Unterschied noch größer: Die Spielerinnen erhielten weiterhin 250 Real, der Tagessatz der Spieler stieg dagegen auf 1.600 Real.

Das ändert sich nun. Nur bei Prämien für Leistungen während der Fußball-Weltmeisterschaft gibt es wohl auch künftig Unterschiede - der CBF sprach hier lediglich von einer "proportionalen Anpassung". Denn die FIFA schüttet bei der Männer-WM ein Vielfaches an die Gewinnerverbände aus, die wiederum dann mehr Geld an die Spieler weiterzugeben haben, was am Beispiel der deutschen Nationalteams deutlich wird: Bei der Weltmeisterschaft 2018 hätten die Spieler von Bundestrainer Joachim Löw im Falle des Titelgewinns jeweils 350.000 Euro kassiert, den Frauen hätte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bei der WM 2019 im Erfolgsfall hingegen nur 75.000 Euro pro Spielerin ausgezahlt.

Mehr Frauen in Schlüsselpositionen

Als weitere wichtige Veränderung in Brasilien kündigte die CBF an, die Verantwortung für die Abteilung Frauenfußball innerhalb des Verbands den ehemaligen Spielerinnen Aline Pellegrino und Duda Luizelli zu übergeben. Der Bereich war seit Juni ohne Führung, zuvor wurde er vom Manager und Politiker Marco Aurélio Cunha geleitet.

Pellegrino, die von 2005 bis 2013 Kapitänin des brasilianischen Frauenteams war, erklärte, sie wolle den Frauenfußball im Land weiter vorantreiben - und sie sei glücklich, dass Verbandschef Caboclo dasselbe Ziel verfolge. Der heute 47-Jährige ist seit Mitte vergangenen Jahres im Amt und hatte schon bei seinem Antritt geäußert, den Frauenfußball stärken zu wollen.

"Frauen- und Männerfußball sind unterschiedliche Märkte"

Während in Brasilien nun viele die Angleichung der Gelder feiern, ist der Deutsche Fußball-Bund noch weit von etwas Vergleichbarem entfernt. Doch auch wenn dies nicht mehr zeitgemäß erscheinen mag, so weist Sportökonom Frank Daumann darauf hin, dass unterschiedliche Gehälter und Prämien aus wirtschaftlicher Perspektive berechtigt sind - denn Frauen- und Männerfußball seien voneinander getrennte Märkte.

"Der Männerfußball erzielt in Deutschland und vielen anderen Ländern nun einmal durch besser besuchte Stadien und teurere Übertragungsrechte deutlich höhere Erlöse", sagt der Jenaer Professor für Sport- und Gesundheitsökonomie. In anderen Bereichen wiederum, etwa beim Modeln, würden Frauen besser verdienen.

Allerdings, da stimmt Daumann zu, könnte eine bessere Bezahlung im Frauenfußball auch ein Steuerungselement sein. So könnten sich mehr Frauen für eine Karriere in dem Bereich interessieren und der Frauenfußball am Ende gestärkt werden. "Ich habe auch grundsätzlich gar nichts dagegen, wenn der DFB sich entscheiden würde, den Frauenfußball querzusubventionieren" so der Jenaer Sportökonom. Denn es sei allein die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes, ob er gesellschaftspolitischen Erwägungen einen höheren Stellenwert einräumt als wirtschaftlichen Aspekten.

Quelle: Deutsche Welle, Autorin: Ines Eisele

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