Paraguay: Neuer Gesundheitsminister nach Anti-Regierungsprotesten gegen Corona-Politik
Nach schweren Protesten gegen die Corona-Politik der Regierung in Paraguay ernennt Präsident Mario Abdo einen neuen Gesundheitsminister. Er kündigte bereits erste Maßnahmen gegen die Pandemie an.

Paraguays Präsident ernennt neuen Gesundheitsminister (Archivbild). Mario Abdo Benítez, Palácio do Planalto, CC BY 2.0
Nach den Massenprotesten in Paraguay gegen den Umgang der Regierung mit der Corona-Pandemie ist es zu einer Umbildung des Kabinetts gekommen. Präsident Mario Abdo ernannte am heutigen Dienstag (Ortszeit) den Mediziner Julio Borba als neuen Minister für Gesundheit und Soziales, berichtet der paraguayische TV-Sender "Telefuturo". Borba löst damit Julio Mazzoleni ab, der kurz zuvor zurückgetreten war. Bereits am Wochenende hatte Präsident Abdo alle seine Minister zum Rücktritt aufgefordert, nachdem es am Freitagabend zu teils gewaltsamen Ausschreitungen und Krawallen in der Hauptstadt Asunción gekommen war.
Als erste Maßnahme kündigte der neue Gesundheitsminister an, Schulen in Regionen mit hoher Covid-19-Verbreitung weiterhin geschlossen zu lassen, heißt es in dem Bericht von "Telefuturo". Auch werde ein Teil des Personals in der Gesundheitsverwaltung ausgetauscht, um eine bessere Versorgung von Medikamenten und Impfstoffen für das Land zu gewährleisten. Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte Paraguay eine der weltweit geringsten Ansteckungsraten. Mittlerweile haben sich seit Beginn der Pandemie 165.000 mit dem Corona-Virus infiziert, 3.278 Menschen sind daran gestorben. Auch die Impfkampagne kommt nur langsam voran, bisher erreichten das südamerikanische Land lediglich 4000 Impfdosen.
Diese Umstände kritisieren auch die Protestierenden: "In den Krankenhäusern gibt es keine Spritzen, keine Betten", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen der Demonstranten vom Wochenende. Die Regierung habe ein Jahr Zeit gehabt, um sich vorzubereiten, jedoch nichts unternommen. Zu den Protesten riefen die Oppositionsparteien "Partido Liberal" und die linke "Frente Guasu" auf. Am Rande der Ausschreitungen war es zum Tod eines Demonstranten gekommen. Die Polizei geht bei der Tat jedoch mittlerweile von einem bewaffneten Raubüberfall aus, berichtet die Tageszeitung ABC aus Paraguay. (bb)