Nach Ausschreitungen - Kirche in Peru verteidigt Demonstranten

Die Proteste seien legitim, sagte der Erzbischof von Huancayo, Kardinal Pedro Ricardo Barreto Jimeno. Foto: Steffen/Adveniat
Nach gewalttätigen Ausschreitungen mit mehreren Toten in Peru hat die Kirche in Peru alle Beteiligten zur Beruhigung der Lage aufgerufen. Dennoch seien die Proteste legitim, sagt der Erzbischof von Huancayo, Kardinal Pedro Barreto am Dienstag (Ortszeit) dem Sender RPP. Das gelte insbesondere für die großen Mehrheit der Demonstranten, die ausgegrenzt werde und teilweise in extremer Armut lebe: "Über dieses Protestrecht braucht man nicht zu diskutieren", so Barreto. Die Bevölkerung wolle Frieden, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und keine Konfrontation.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International rief die Justiz des Landes auf, die Verantwortlichen für die Toten der letzten Tage zu ermitteln. "Die hohe Zahl der Todesfälle, darunter 18 Menschen in den letzten 24 Stunden, und die Schwere der Ereignisse erfordern, dass die Autoritäten auf höchster Ebene zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Amerika-Direktorin Erika Guevara-Rosas. Die Staatsanwaltschaft müsse gegen alle mutmaßlichen Verantwortlichen ermitteln, die nicht nur direkt, sondern auch die exzessive Gewaltanwendung und damit die willkürlichen Tötungen und schweren Verletzungen im Zusammenhang mit den Protesten angeordnet oder geduldet haben.
Bei den Protesten waren am Montag mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Zentrum der Ausschreitungen war die am Titicacasee gelegene Stadt Juliaca in der südperuanischen Provinz Puno. Laut lokalen Medienberichten sollen die Demonstranten versucht haben, den internationalen Flughafen Inca Manco Capac zu besetzen, anschließend kam es zu Zusammenstößen mit den lokalen Sicherheitskräften.
Wochenlange Unruhen
Seit der Absetzung des ehemaligen Präsidenten Pedro Castillo im Dezember kommt es in Peru seit Wochen zu Unruhen. Castillo hatte mit einer Auflösung des Parlaments und der Ausrufung des Ausnahmezustandes eine Abstimmung über einen Misstrauensantrag zu verhindern versucht. Daraufhin warfen ihm Politiker sowohl aus dem Regierungslager als auch aus der Opposition einen Putschversuch vor. Nahezu das gesamte Kabinett trat zurück. Zudem warf die Staatsanwaltschaft Castillo, dessen Familienmitgliedern und Vertrauten vor, ein Korruptionsnetzwerk betrieben zu haben.
Der Kongress stimmte dem Misstrauensantrag zu und ernannte anschließend Vizepräsidentin Dina Boluarte zur neuen Präsidentin. Diese rief alle politischen Sektoren des Landes zur Einheit und zur Zusammenarbeit auf. Im kommenden Jahr soll es zu Neuwahlen kommen. Die Demonstranten fordern einen Rücktritt Boluartes und sofortige Neuwahlen.