Mexiko, USA: Trumps Mauer verletzt religiöse Freiheit Indigener
Indigene Völker, die auf beiden Seiten der Grenze zwischen den USA und Mexiko leben, haben zunehmend Schwierigkeiten, zu ihren heiligen Stätten zu gelangen.
In einem Beitrag auf der Website der Nichtregierungsorganisation Cultural Survival berichten zwei Frauen und ein Mann, die indigene Gemeinden in einem Grenzstreifen von etwa 100 Meilen Breite in Bildungs- und Landfragen unterstützen, dass sich die Lage im vergangenen Jahr spürbar verschlechtert habe. In indigenen Gemeinden auf beiden Seiten der Grenze gebe es traumatischen Stress. Die Helfer sehen die Brücken bedroht, die sie über die Grenze hinweg gebaut haben.
Grund dafür sei, dass das US-Department of Homeland Security im vergangenen Jahr damit begonnen habe, die von Präsident Donald Trump angekündigte gut neun Meter hohe Mauer auch durch viele heilige Stätten der Indigenen zu bauen. Zahlreiche traditionelle Pilgerwege, die seit Jahrhunderten von indigenen Völkern genutzt würden, seien zerschnitten worden. Einige dieser Wege hätten einst zu seltenen heiligen Quellen, Zeremonialplätzen und Friedhöfen geführt.
Spirituell wichtige Kakteen für Mauer plattgemacht
Die drei Autoren zählen sich zu den vielen Aktivistinnen und Aktivisten, die anprangern, dass US-Behörden dem für die Indigenen kulturell wichtigen Gebiet Schaden zufügen. Das Volk der Tohono O'odham lebt im US-Bundesstaat Arizona und im mexikanischen Bundesstaat Sonora. Im Organ Pipe Cactus National Monument, nahe dem sich ein indigenes Schutzgebiet befindet, seien für den Bau der Mauer Hunderte der majestätischen Saguaro-Kakteen umgehauen worden, die in Arizona unter Naturschutz stehen. Seit 1937 habe die Nationalparkverwaltung das Recht der Tohono O'odham respektiert, die Früchte der Kakteen zu sammeln. Ein Recht, das von einer präsidentiellen Erklärung von Franklin D. Roosevelt und einer entsprechenden Gesetzgebung des US-Kongresses garantiert wurde. Die Indigenen verwenden die Früchte der Kakteen für die Herstellung eines Weines, der im Sommer während der Regenzeremonien eine wichtige Rolle spielt. Doch die spirituelle Bedeutung der Kakteen geht weit darüber hinaus: Die Indigenen betrachten die Kakteen als ihre Ahnen.
Austausch indigener Völker durch Grenze erschwert
Der Bericht von Cultural Survival spricht von immer wiederkehrendem Rassismus, widerrechtlicher Aneignung von Ressourcen sowie Gewalt gegen Indigene, die im Grenzgebiet leben. 1918 sei erstmals ein Indigener von Grenzbeamten erschossen worden. Der junge Angehörige der Yaqui hatte von mexikanischer Seite aus die Grenze zu den USA überquert. Sein Vergehen: Er wollte Verwandte auf der anderen Seite der Grenze sehen. Offenbar verstand der junge Mann nicht genug Spanisch oder Englisch, da er die Warnungen überhörte, die Grenze nicht zu überqueren.
Auch heute haben die Stammesältesten der Yaqui Probleme, die Schwestergemeinden auf der US-Seite zu besuchen, um sie in traditionelle Fastenbräuche einzuführen. Diese verbinden jahrhundertealte katholische Traditionen aus dem Volk mit indigenen Elementen wie dem jahrtausendealten Hirsch-Tanz. Diese Traditionen drohen nun aufgrund des strengen Grenzregimes zu verschwinden. In Yaqui-Vierteln in Arizonas Großstädten Tucson und Phoenix werden die Zeremonien der Vorfahren noch heute abgehalten. Trumps Mauerbau aber schert sich um solche Traditionen nicht. Davon abgesehen ist es Alltag, dass Indigene von US-Grenz- und Zollbeamten drangsaliert werden. Doch nach wie vor garantiert die Verfassung der USA freie Religionsausübung. Das gilt nicht nur für die großen Religionsgemeinschaften, sondern auch für indigene Religionen und spirituelle Traditionen. Unterstützung für ihr Anliegen erhalten die Indigenen von der Alianza Indígena Sin Fronteras.