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Latinos stellen erstmals größten nicht-weißen Wählerblock in USA

Selten ging es für die Latinos in den USA um so viel wie bei diesen Präsidentschaftswahlen. Sie als Wahlhelfer der Demokraten zu betrachten, ist ein Fehler. Der wachsende Einfluss der Evangelikalen spielt eine Rolle.

Jeder Fünfte Latino in den USA ist für Trumps Mauer-Pläne. Foto: Adveniat/ Øle Schmidt 

Für den Journalisten Jorge Ramos steht fest, dass der "schlafende Riese" bei diesen US-Wahlen aufwachen wird. "Niemand gewinnt das Weiße Haus ohne die Stimmen der Latinos", sagt das wohl bekannteste Gesicht im spanischsprachigen TV-Sender Univision. Ramos brachte es zu weltweiter Prominenz, als ihn der damalige Präsidentschaftskandidat Donald Trump von einer Pressekonferenz in Iowa entfernen ließ, weil er gewagt hatte, nach seinen Plänen zum Thema Einwanderung zu fragen.

Der Grund für den wachsenden Einfluss der Latinos liegt auf der Hand. Mit zwölf Prozent der Stimmberechtigten sind sie bei den Wahlen im November die größte Minderheit in den USA. In Nevada machen Sie bei den Vorwahlen der Demokraten am Wochenende sogar schon ein Drittel der Stimmberechtigten aus. Gleichzeitig sind sie die am schnellsten wachsende und mit im Schnitt 27 Jahren jüngste Bevölkerungsgruppe.

Gemeinschaft der Latinos ist gespalten

Weniger sicher ist sich Ramos, in welchem Umfang die Kandidaten von den Stimmen der Latinos profitieren. Denn die hispanischen Wähler sind kein geschlossener Block. Ihre größte Gemeinsamkeit bestand bisher darin, dass sie sich nicht an Wahlen beteiligten. Ihre Mobilisierung fällt Republikanern wie Demokraten schwer. Bei der sogenannten Partizipationsrate rangieren die Hispanics auf dem letzen Platz. Bei der Präsidentschaftswahl 2016 blieben mehr als die Hälfte der 27 Millionen wahlberechtigten Latinos zu Hause.

Viele fühlten sich zwar von Trumps Bemerkungen über "kriminelle" Flüchtlinge aus Mittelamerika diskriminiert; doch Hillary Clinton begeisterte sie ebenso wenig, erklärt Ramos die Wahl-Apathie. In diesem Jahr sind laut dem Meinungsforschungsinstitut Pew sogar 32 Millionen Hispanics wahlberechtigt; so viele wie nie zuvor und erstmals mehr als die Afroamerikaner mit 30 Millionen.

Ob sie republikanisch oder demokratisch gesinnt sind, hängt von vielen Faktoren ab. Die Frage sei nicht, ob die Demokraten bei den Hispanics punkten können, so der Meinungsforscher Fernand Amandi. Es gehe darum, "warum sie nicht 80 zu 20 oder 90 zu 10 Prozent wie im schwarzen Wählermilieu gewinnen".

Evangelikaler Einfluss wächst

Das hat auch mit den religiösen Bekenntnissen der Latinos zu tun. Während ihr Gewicht in der katholischen US-Kirche zunimmt, nimmt der Katholizismus innerhalb der Bevölkerungsgruppe ab. Laut Pew-Erhebungen sank der Anteil der Katholiken unter den US-Latinos auf 47 Prozent, also unter die Hälfte der hispanischen Bevölkerung.

Dagegen wächst der Anteil der nicht religiösen und der evangelikalen Latinos kontinuierlich. Rund ein Viertel sind heute protestantisch; viele davon gehören evangelikalen Kirchen an. Diese sind politisch eher aktiv - mit Hang zu republikanischen Kandidaten.

"Wir sind Pro-life! Wir wollen eine ganzheitliche Agenda - als Evangelikale und Hispanier", erklärt der Präsident der "National Latino Evangelical Coalition", Gabriel Salguero, warum es unter evangelikalen Latinos reichlich Trump-Wähler gibt. Trotz Trumps rigider Flüchtlingspolitik gegenüber Menschen aus Mittelamerika sind viele Hispanics mehr an Bildungsfragen, sicheren Arbeitsplätzen und am Thema Krankenversicherung interessiert.

Lations gegen Einwanderung 

Jeder fünfte Latino unterstützt Trumps Mauerbau; ein Viertel glaubt sogar, das Land nehme zu viele Einwanderer auf. Schon deshalb sind Latinos nicht zwingend "natürliche" Demokraten-Wähler. Das belegt auch ihr Stimmverhalten im Sonnenstaat Florida. In dem Bundesstaat mit 20 Prozent stimmberechtigten Latinos dominieren vor allem kubanische Einwanderer. 2016 stimmten sie doppelt so häufig für Trump als nicht-kubanische Hispanics. Das unterscheidet Florida von eher demokratisch gesinnten Latino-Wählern in New York oder Kalifornien.

Die Politologin Melissa Michelson verweist darauf, dass es unter den Latinos schon immer eine starke republikanische Anhängerschaft gab. Sie sind konservativ, antikommunistisch und weniger an Einwanderungs- und Rassismusfragen interessiert. Schon George Bush Senior und Ronald Reagan profitierten davon.

Es werde den Demokraten nicht genügen, im Wahlkampf ein paar Worte Spanisch mit Latinos auf der Straße zu wechseln und ein Foto beim Taco-Essen auf Instagram zu posten, prophezeit der Journalist Ramos. Sie müssen erklären, "wie die Hispanics zu einem echten Teil des sozialen Experiments Amerika werden".

Autor: Bernd Tenhage (KNA)

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