Indigene Anwältin erhält UN-Menschenrechtspreis 2018
Joênia Wapichana wurde von den Vereinten Nationen gemeinsam mit Menschenrechtsaktivistinnen aus Tansania und Pakistan (in diesem Fall posthum) sowie einer Menschenrechtsorganisation aus Irland ausgezeichnet.
Joênia Wapichana ist die erste indigene Anwältin Brasiliens. Sie nahm den Preis im Rahmen einer Feier im Saal der UN-Vollversammlung in New York entgegen. Die Vereinten Nationen verleihen den Menschenrechtspreis seit 1968 alle fünf Jahre. Joênia Wapichana erklärt, dass der Preis für sie die Anerkennung der indigenen Völker im Rahmen des internationalen Systems der Menschenrechte bedeute. Alle Kulturen der Welt in ihrer Unterschiedlichkeit seien Teil der Gesellschaft. Die Sache der Indigenen müsse sichtbar gemacht werden, wofür die Vereinten Nationen ein weltweit wahrgenommenes Forum böten. Ein besonderes Anliegen stelle hierbei dar, jene indigenen Völker zu schützen, die derzeit am stärksten gefährdet seien. Schutz biete aber nur eigenes Land mit den für das Überleben notwendigen Ressourcen. Viele Indigene erlitten Gewalt, wenn sie ihre rechtmäßigen Ansprüche geltend machten. Auch sei das überlieferte indigene Gewissen bedroht. Die kulturellen Vielfalt müsse bewahrt werden.
Erste indigene Abgeordnete in Brasília
Die 44-jährige Joênia Wapichana gehört dem indigenen Volk der Wapichana an, das im nordbrasilianischen Bundesstaat Roraima lebt. Bei der Parlamentswahl im Oktober diesen Jahres errang sie als erste indigene Frau einen Sitz im Abgeordnetenhaus in Brasília Als erste indigene Anwältin trug sie 2008 einen Fall vor Brasiliens Oberstem Gerichtshof vor. 2013 wurde Joênia Wapichana zur ersten Präsidentin der„Comissão Nacional para a Defesa dos Direitos dos Povos Indígenas“ ernannt, einer Kommission, die sich für die Rechte der indigenen Völker einsetzt.
UN-Generalsekretär António Guterres sagte während der Preisverleihung, die Verteidiger der Menschenrechte gäben jenen eine Stimme, die selbst keine hätten. Sie schützten die Machtlosen vor einer willkürlichen Justiz. Guterres zufolge bedeutet die Arbeit der Menschenrechtsaktivisten- und aktivistinnen eine Unterstützung des Rechtsstaates. Sie setzten sich außerdem dafür ein, friedlich Gesetze zu ändern, um die Lage von Minderheiten und marginalisierten Gruppen zu verbessern. Die Geehrten stünden nun in einer Reihe mit Vorgängern wie Martin Luther King und Nelson Mandela. Für ihren Einsatz nähmen die Aktivisten große Gefahren in Kauf, wie Folter und Inhaftierung und setzten ihr eigenes Leben aufs Spiel. Auf vielerlei Art und Weise werde versucht, sie zum Schweigen zu bringen. Für den UN-Menschenrechtspreis 2018 gab es mehr als 300 Nominierungen. (bs)