Chile: Proteste gegen strenge Corona-Maßnahmen
In einem Vorort von Santiago de Chile ist es am Rande von Demonstrationen gegen die Folgen der strengen Corona-Maßnahmen zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen protestierenden Anwohnern und Polizeieinheiten gekommen. Die Bewohner der Gemeinde El Bosque südlich von Chiles Hauptstadt seien wegen fehlender staatlicher Hilfen und Lebensmittel auf die Straße gegangen, berichtet der Radiosender "Cooperativa" am Mittwoch, 18. Mai 2020.
Begonnen hatten die Proteste zu Wochenbeginn, die Demonstranten errichteten Straßenblockaden, setzten Autoreifen in Brand und bewarfen die anrückende Polizei mit Steinen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas-Geschosse gegen die Menge ein, so "Cooperativa". Der Bürgermeister der Gemeinde, Sadi Melo, warnte vor den sozialen Folgen der Corona-Bekämpfung. "Wir sehen jetzt deutlich, dass die Pandemie zu einer sozialen Pandemie wird", forderte der Politiker für die Schwächsten der Gesellschaft mehr Hilfe vom Staat. Seit vier Wochen gelte die Quarantäne, die Menschen hätten keine Mittel mehr und würden in einer "Situation des Hungers" leben, so Melo weiter. In der Nacht zum Montag hatte Piñera die Verteilung von 2,5 Millionen Hilfspaketen mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs angekündigt.
Zu Wochenbeginn mussten sich vier Minister sowie rund die Hälfte der Senatoren in Quarantäne begeben. Die Politiker hatten direkten Kontakt zu drei Parlamentariern gehabt, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Ein Rettungspaket der Regierung in Höhe von 17 Milliarden US-Dollar wird von der Opposition als zu klein kritisiert, so die Nachrichtenagentur Reuters. Bisher haben sich in Chile offiziellen Angaben zufolge 46.059 Menschen mit dem gefährlichen Coronavirus infiziert. 478 Patienten sind an Covid-19 gestorben. (bb)