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Chaos bei den Umweltbehörden und Rekord-Waldbrände am Amazonas

Bürokratie und Versäumnisse in Brasiliens Umweltministerium haben die Bekämpfung der ausufernden Waldbrände in diesem Jahr behindert, berichten Medien. Derweil stellt 2020 bereits traurige Rekorde für Brasiliens Umwelt auf. 

Besonders der brasilianische Teilstaat Amazonas war dieses Jahr von Waldbränden betroffen. Foto: Escher/Adveniat

Brasiliens Umweltministerium hat es trotz Warnungen aus dem eigenen Haus versäumt, rechtzeitig ausreichende Kräfte zur Bekämpfung der Waldbrände bereitzustellen. Interne Berichte der staatlichen Umweltbehörde Ibama, die Medien zugespielt wurden, zeigen, dass durch Bürokratie und Versäumnisse die Vorbereitungen auf die diesjährige Feuersaison um vier Monate verschleppt wurden. Dadurch konnten Urwälder sowie Indigenengenbiete und Regionen in der Cerrado-Savanne nicht geschützt werden.

Um Brände zu verhindern, müssen die Brandbekämpfungstrupps eigentlich ab April, also dem Beginn der Trockenzeit, in den Regionen aktiv sein. Die Anträge zur Entsendung der Einsatzkräfte waren jedoch erst im April bei den zuständigen Stellen des Wirtschaftsministeriums eingegangen. Da das Umweltministerium die Anträge zudem fehlerhaft eingereicht hatte, konnte das Wirtschaftsministerium erst im Juni grünes Licht für den Einsatz der 1.481 Feuerwehrmänner geben. Trotzdem dauerte es noch bis August, bevor Ibama dann die Trupps definitiv für den Einsatz verpflichtete.

Alles Absicht?

Ob es absichtlich zu den Verzögerungen gekommen ist, ist unklar. Allerdings wurden den Umweltbehörden Ibama und ICMBio seit dem Amtsantritt des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro im Januar 2019 kontinuierlich das Budget gekürzt. Bolsonaro hatte mehrfach erklärt, die „Strafzettel-Mentalität“ von Ibama nicht mehr zu dulden. Nachdem im Oktober 2019 Änderungen am Verfahren zur Ausstellung der Bußgelder angeordnet wurden, ging die Zahl der Strafen deutlich zurück.

Brasiliens Generalstaatsanwaltschaft forderte im Juli gar den Rücktritt von Umweltminister Ricardo Salles. Dieser habe durch "administratives Fehlverhalten" auf "schmerzhafte Weise" die "Strukturen des Umweltschutzes" zerstört. Zuvor hatte der Minister seine Kabinettskollegen aufgefordert, die Umweltgesetze auszuhebeln, während "die Presse durch die Corona-Pandemie abgelenkt" sei. Ende August hatte Salles dann angekündigt, dass die Behörden wegen Kürzungen die Brandbekämpfung komplett einstellen würden. Allerdings musste er die Ankündigung nach Kritik von Vize-Präsident Hamilton Mourao wieder zurücknehmen. 

Rekordbrände

Die Probleme bei den Umweltbehörden fallen mit Rekordbränden in Brasilien zusammen. In dem südwestlich an das Amazonasgebiet grenzenden Pantanal-Sumpfgebiet wurden dieses Jahr bereits rund 18.000 Brände registriert - rund dreimal so viele wie in 2019. Die Bundespolizei Polícia Federal ermittelt gegen Landwirte wegen Brandstiftung. Insgesamt sind bereits rund 20 Prozent der Vegetation des Pantanal verbrannt. 

Das staatliche Klimainstitut Inpe registrierte zudem zwischen Januar und September dieses Jahres rund 76.000 Brände in ganz Amazonien. Alleine im September waren es gut 32.000 - rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders betroffen war in diesem Jahr der Teilstaat Amazonas. Mit 15.700 Bränden zwischen Januar und dem 11. Oktober übertrifft Amazonas die bisherige Rekordmarke von 15.644 Bränden, die in den zwölf Monaten des Jahres 2005 registriert wurden. 

Der August dieses Jahres war mit 8.030 Bränden zudem der schlimmste August, der jemals in Amazonas gemessen wurde. Das staatliche Klimainstitut Inpe registriert die Brände seit 1998 mit Hilfe von Satelliten. Besonders betroffen waren dabei die beiden südlichen Regionen Apuí und Lábrea an der Grenze zu dem Teilstaat Mato Grosso. Hier schiebt sich die Agrargrenze immer weiter nördlich, hinein auf das Gebiet von Amazonas. Der Teilstaat, der rund viermal so groß wie Deutschland ist, stellt den Kern des Amazonaswaldes. Bisher war die Region von größeren Zerstörungen verschont geblieben. 

Rücktritt

Inmitten der Rekordbrände hat der Leiter von Prevfogo, der Abteilung für die Brandbekämpfung bei Ibama, José Carlos Mendes de Morais, am Freitag seinen Rücktritt erklärt. Morais leitete die Abteilung erst seit einem Monat. Eine offizielle Erklärung für den Rücktritt wurde nicht gegeben. Allerdings ist Ibama aufgrund der dünnen Personaldecke kaum noch handlungsfähig. So verfügt Ibama derzeit laut Medienberichten in ganz Brasilien nur noch über 591 Beamte zur Bekämpfung von Umweltverbrechen. Im Jahr 2010 waren es mit 1.311 Beamten noch mehr als doppelt so viel gewesen. Insgesamt hat Ibama derzeit nur noch 2.800 Mitarbeiter. Im Jahr 2007 waren es noch 6.200 gewesen.

Autor: Thomas Milz

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