CEPAL kritisiert: Keine Impfstrategien für indigene Völker
Die Comisión Económica para América Latina y el Caribe (CEPAL) prangert die Vernachlässigung einer der verwundbarsten Gruppen der Gesellschaft an. Die Corona-Pandemie zeige einmal mehr das geringe Interesse der staatlichen Gesundheitspolitik an der indigenen Bevölkerung.
Einem CEPAL-Bericht zufolge gibt es in praktisch keinem Land Lateinamerikas eine effektive Impfstrategie, um die indigenen Völker zu schützen. Entsprechende Gelder fehlten. Da es sich bei Indigenen ohnehin um eine sozioökonomisch benachteiligte Gruppe handele, könnte sich die staatliche Langsamkeit als verhängnisvoll erweisen. CEPAL, eine Organisation der Vereinten Nationen, spricht von unzureichenden Maßnahmen.
Indigene misstrauen dem Staat
Zu der Handvoll Länder, die Indigene bisher zu den mit Priorität zu impfenden Gruppen erklärt hätten, zähle Brasilien. Allerdings sei bis zum 16. März erst die Hälfte der indigenen Bevölkerung geimpft worden. In Paraguay seien Indigene der zweiten Impfphase zugeordnet, jedoch sei die erste Phase noch nicht abgeschlossen. In Mexiko komme die Impfung einiger indigener Gruppen, zum Beispiel in den Bundesstaaten Chihuahua, Oaxaca und Guanajuato voran. Manche Gemeinden lehnten aber eine Impfung ab, aus Furcht vor gesundheitlichen Schäden, aber auch aus einem grundsätzlichen Misstrauen der Regierung gegenüber. In Venezuela und Bolivien hat es noch keine Ankündigung gegeben, wann Indigene geimpft werden sollen.
Amazonasgebiet besonders stark von Corona getroffen
Dem Amazonas-Netzwerk REPAM (Red Eclesial Panamazónica) zufolge haben sich in den neun Ländern, auf die sich das Amazonasgebiet erstreckt, bis zum 29. März mehr als 220.000 Indigene infiziert, es gab 55.593 Todesfälle. Indigene Anführer prangern immer wieder an, dass die Regierungen ihres Landes die indigene Bevölkerung einfach vergesse und auch bei der Verteilung von Impfstoffen Diskriminierung herrsche.