Brasilien: Regierung untersagt "Ärzte ohne Grenzen" Behandlung von Indigenen
Die brasilianische Regierung hat Medizinern der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" nicht erlaubt, Covid-19-Patienten in sieben indigenen Dörfern in Südbrasilien zu behandeln. Das teilte die Organisationen internationalen Medienberichten zufolge am Donnerstag, 20. August 2020, mit. In den sieben Dörfern leben rund 5.000 Indigene des Volks der Terena.
Die brasilianische Regierung entsandte stattdessen eigene Ärzte der indigenen Gesundheitsbehörde "Sesai" in die Region, die nun in einem weiteren Dorf Hilfe leisten sollen.
Die Nichtregierungsorganisation APIB (Articulación de los Pueblos Indígenas de Brasil), die die indigenen Völker Brasiliens repräsentiert, kritisierte den Entschluss der Regierung. "Das Verbot gegenüber 'Ärzte ohne Grenzen' könnte die Ausbreitung des Virus noch verschlimmern", sagte Sonia Guajajara, die Koordinatorin von APIB.
Laut APIB haben sich seit Ausbruch der Pandemie bereits 26.443 der rund 850.000 Indigenen in Brasilien mit dem Coronavirus infiziert. 698 Indigene sind an den Folgen der Viruserkrankung gestorben. Aufgrund der Unübersichtlichkeit des Gebiets ist jedoch von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" teilte kürzlich in einer Pressemitteilung mit, dass sie vor allem im Amazonasgebiet eine höhere Sterblichkeitsrate von Covid-19-Patienten als im Rest Brasiliens festgestellt hätte. Viele der Patienten benötigten demnach dringend Intensivpflege, doch in den meisten Krankenhäusern in der Region herrsche ein eklatanter Mangel an Ärzten und Pflegepersonal.