Brasilien: Oberstes Gericht ordnet Corona-Schutzmaßnahmen für Indigene an

In einem einstimmigen Richterspruch forderte die höchste Instanz der brasilianischen Justiz die Bolsonaro-Administration am Mittwoch, 5. August 2020 auf, Sofortmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Corona-Pandemie zu ergreifen sowie die medizinische Versorgung der Minderheiten sicherzustellen, berichtet die Nachrichtenagentur AP.

Für indigene Gruppen, die abgeschieden oder in freiwilliger Isolation im Amazonas-Regenwald leben, müsse der Staat Gesundheitsposten zur Verfügung stellen, ordneten die Richter an. Auch müsse ein Plan aufgestellt und umgesetzt werden, der Goldsucher und andere Personen entfernt, die sich illegal in Indigenenschutzgebieten aufhalten. Vor Gericht gezogen waren Indigenenverbände und sechs Oppositionsparteien. Im Juli hatte Präsident Bolsonaro ein im Kongress verabschiedetes Gesetz für mehr Corona-Schutz für die indigene Bevölkerung blockiert, darunter die Versorgung mit Trinkwasser, Hygieneartikeln und Desinfektionsmittel.

Am selben Tag des Urteils war der indigene Aktivist Aritana Yawalapiti von der Yawalapiti-Minderheit in der Xingu-Region im Bundesstaat Matto Grosso im Alter von 71 Jahren an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung gestorben, berichtet die Tageszeitung „Folha“. Allein im Bundesstaat Matto Grosso sind laut Angaben der Koordinierungsstelle der Indigenen Völker des brasilianischen Amazonas (COIAB) bis zum 3. August 2020 91 Angehörige indigener Völker an COVID-19 gestorben, so „Folha“. Landesweit sind amtlichen Angaben zufolge 22.325 Indigene positiv auf das Corona-Virus getestet worden. 633 indigene Menschen seien an COVID-19 gestorben. (bb)