Bolivien meldet 113 Frauenmorde im Corona-Jahr
Bolivien hat im Corona-Jahr 2020 landesweit 113 Frauenmorde registriert. Die meisten Frauen wurden von ihren Ehemännern, Partnern oder Ex-Partnern getötet. Insgesamt ging die Zahl der Femizide im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück.

In Bolivien hat auch das neue Jahr mit zwei Morden an Frauen begonnen. Wie die bolivianische Generalstaatsanwaltschaft in einer jüngsten Pressemitteilung informierte, wurde im Norden des Landes zu Jahresbeginn eine 26 Jahre alte Frau von ihrem Bekannten erstochen. Dieser nahm sich nach seiner Tat das Leben. Der zweite Femizid-Fall ereignete sich zum Neujahr im bolivianischen Tiefland. Dort war eine 57 Jahre alte Frau ermordet in einem Gebüsch aufgefunden worden.
Die Zahl der Frauenmorde in Bolivien sei im Jahr 2029 leicht zurückgegangen, hatte Generalstaatsanwalt Juan Lanchipa Ponce wenige Tage zuvor Bilanz gezogen. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2020 seien landesweit insgesamt 113 Femizid-Fälle registriert worden. In 2019 lag die Zahl der ermordeten Frauen noch bei 117 Fällen. Auch die Zahl ermordeter Kinder sei mit 51 Fällen auf einem hohen Niveau.
In der Corona-Quarantäne sei das eigene Haus für viele Opfer kein Ort des Schutzes, sondern Tatort für "jede Form der Gewalt, bis hin zum Tod", so Lanchipa. Mit 43 Fällen wurde die höchste Femizid-Rate in der Region der Hauptstadt La Paz gemessen. Es folgen die Bezirke Cochabamba (19), Santa Cruz (18), Oruro (13), Beni (6), Potosí (5), Chuquisaca (5), Pando (2) und Tarija (2). "Es ist bedauernswert, dass die Mehrheit der Frauen ihr Leben in den Händen ihrer Partner, Ehemänner, Verliebten, Geliebten und Ex-Partner verloren hat", verurteilt der Generalstaatsanwaltschaft die männliche Gewalt gegen Frauen.
Als Tatauslöser nannte der oberste Strafverfolger des Landes unter anderem emotionale Probleme und Alkoholkonsum. In Bolivien gilt seit 2013 ein Gesetz, das Frauen vor allen Arten von Gewalt schützt. Auch wurde erstmals der Straftatbestand Femizid ins Strafgesetzbuch aufgenommen und mit 30 Jahren Gefängnis belegt, der Höchststrafe nach bolivianischem Recht. Frauenrechtsorganisationen kritisieren, dass die Norm wegen fehlender Ressourcen und Fachkräfte nicht ausreichend umgesetzt wird. (bb)