Blickpunkt-Lateinamerika 2/2020

„Außergewöhnliche Situationen erfordern außer- gewöhnliche Maßnahmen: Deshalb stellt das Latein- amerika-Hilfswerk Adveniat einen Sonderfonds in Höhe von 2,5 Millionen Euro für Projekte im Kon- text der Corona-Pandemie zur Verfügung.“ Das hat Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck am 22. April bei der Bilanzpresskonferenz bekannt gegeben. Bereits imMärz hat das Lateinamerika-Hilfswerk in Essen eine Soforthilfe von 100.000 Euro bereitgestellt. Schnell sei jedoch klargeworden, dass der Bedarf wesentlich größer ist. Insbesondere, weil die Kirche die Versorgung der Armen mit Grundnahrungsmitteln und medizinischer Hilfe dort übernehmen müsse, wo staatliche Stellen ausfallen oder gar nicht vorhanden sind. „Kirche handelt: In Argentinien werden derzeit Gotteshäuser mit Betten und medizinischen Geräten ausgestattet, um sie für die eventuell notwendige Aufnahme von Menschen, zum Beispiel aus Alten- heimen, vorzubereiten. Kirchliche Krankenhäuser, die Sozialpastoral in den Gemeinden, die zahlreichen Ordensleute und Priester stehen den Menschen bei, insbesondere denjenigen am Rand der Gesellschaft, beispielsweise den Obdachlosen“, berichtete Bischof Overbeck. Für Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz steht fest: „Die arme Bevölkerungs- mehrheit in Lateinamerika ist der Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert.“ Abstandhalten, Hygiene intensivieren, oder mehr Intensivbetten vorhalten – all die Mittel, mit denen in Europa die Kurve der Neuansteckungen in den letzten Wochen abgeflacht und die Versorgung Erkrankter sichergestellt werden konnte, seien in Lateinamerika nicht anwendbar. „Die Menschen leben in den Armenvierteln dicht an dicht auf engstem Raum. Sauberes Wasser und Seife fehlen. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Das Gesundheitssystem ist in vielen Ländern marode. Gesundheitsversorgung ist nach wie vor eine Frage des Geldbeutels“, erklärte Pater Heinz. In Venezuela, Guatemala und anderen armen Ländern seien zudem mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterernährt. Sie hätten einem Ausbruch der Lungenkrankheit nichts entgegenzusetzen. Erfreut zeigte sich Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens, dass die Einnahmen aus Kollekten, Zuwen- dungen und Spenden in einer Höhe von 44 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gehalten werden konn- ten: „Adveniat kann weiterhin auf die hohe Spen- denbereitschaft seiner Spenderinnen und Spender zählen.“ Mit insgesamt 36,6 Millionen Euro konnte Ad- veniat 1.931 Projekte in Lateinamerika und der Karibik fördern. Vor dem Hintergrund der sich immer weiter verschärfenden humanitären Krise in Venezuela hat Adveniat die Fördersumme in dem Land weiter er- höht. 2019 wurden dort 114 Projekte mit 1,8 Millionen Euro unterstützt. Mit 3,6 Millionen Euro bleibt aber auch Venezuelas Nachbarland Kolumbien ein Förder- schwerpunkt. Das Land bangt angesichts von einein- halb bis zwei Millionen venezolanischen Flüchtlingen um seinen ohnehin fragilen Friedensprozess. So können Sie sich für die Menschen in Lateinamerika einsetzen: online spenden auf Y www.adveniat.de ADVENIAT LEGT JAHRESBILANZ 2019 VOR 2,5-Millionen-Euro-Fonds wegen Corona-Krise Rechts: Adveniat- Corona-Hilfe für Favelabewohner und Flüchtlinge in Rio de Janeiro, Brasilien. Foto: Philipp Lichterbeck Unten: Bewilligte Mittel nach Pro- jektarten, 2019 22 Adveniat aktuell Programmhilfen (32,8 %) Pastorale Hilfsmittel (1,5 %) Fahrzeuge (13,6 %) Baumaßnahmen (21,7 %) Weiterleitungen (3,9 %) Unterhaltsbeihilfen (5,5 %) Stipendien/ Ausbildungs- beihilfen (18,9 %) Punktuelle Hilfen/ Notfallhilfen (2,1 %)

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