Zwei Reporterinnen ermordet
Gefesselt, geknebelt, nackt und mit einer Plane bedeckt – so fanden Polizisten die beiden Reporterinnen Ana Maria Yarce Riveros und Rocio Gonzalez Trapaga in einem Park im Südosten von Mexiko-Stadt. Die beiden Mittvierzigerinnen arbeiteten für die Zeitschrift „Contralinea“, die sich dem investigativen Journalismus widmet und in den vergangenen Jahren zahlreiche Korruptionsfälle aufgedeckt hat.
„Wir sind schockiert und wissen nicht, warum sie sterben mussten“, erklärte der Herausgeber Miguel Badillo in einem Kommuniqué. „Beide waren befreundet und wollten sich am Mittwoch Abend treffen.“ Yarce war Mitbegründerin von Contralinea und arbeitete derzeit in der PR-Abteilung von Contralinea, Gonzalez arbeitete lange für den Fernsehsender Televisa und kollaborierte mit Contralinea. Die Mitarbeiter der Zeitschrift wurden schon öfters bedroht. Erst voriges Jahr wurde die Redaktion überfallen und zahlreiche Archive sowie das Laptop des Direktors gestohlen.
Polizeiinformationen zufolge wurden die beiden in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ermordet, vermutlich handele es sich um einen Raubüberfall. Eine Erklärung, die angesichts des Zustands der Leichen im Gremium sofort Spott und Häme auslöste. Später erklärte der Generalstaatsanwalt der Hauptstadt, Miguel Angel Mancera, die beiden seien am Mittwoch abend auf einer Feier gewesen. Weder gebe es Hinweise auf die Verwendung von Schuss- oder Stichwaffen, noch sei neben den Leichen eine Botschaft gefunden worden. Erste Untersuchungen deuteten darauf hin, dass die beiden stranguliert wurden.
Mexiko ist laut der UNO das gefährlichste Land für Journalisten, die oft mit ihren Recherchen zwischen die Fronten des Drogenkriegs geraten. Erst vor einer Woche wurde in Sinaloa der Radioreporter Humberto Millan Salazar entführt und mit einem Kopfschuss ermordet. Seit 2000 starben 74 mexikanische Journalisten. Kaum einer der Fälle wurde je aufgeklärt. (saw)