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Peru |

Zeitlupenfinale in Lima

Ein ehemaliger Präsident, der Premierminister dieses ehemaligen Präsidenten, die Tochter eines anderen Ex-Präsidenten, der inzwischen wegen Menschenrechtsvergehen im Gefängnis sitzt, ein ehemaliger Offizier, der einst gegen den nun einsitzenden Ex-Präsidenten putschte, sowie ein früherer Oberbürgermeister von Lima: diese Kandidaten stehen zur Auswahl bei den Präsidentschaftswahlen am kommenden Sonntag in Peru. Nur zwei von ihnen werden es in die letzte Runde, zur Stichwahl am 5. Juni schaffen.

Aufstieg Humalas

Vor wenigen Wochen noch schien es, als ob der nächste peruanische Präsident auch der alte sein würde. Der 62-jährige Alejandro Toledo, der das Land von 2001 bis 2006 regierte, lag in der Wählergunst weit oben. Wenige Tage vor der Wahl am 10. April hat sich das Blatt gewendet. Der Linksnationalist Ollanta Humala führt mit 27% die Umfragen an, eng gefolgt von Keiko Fujimori, die Tochter des vormaligen Präsidenten Alberto Fujimori, Alejandro Toledo sowie sein früherer Premierminister Pedro Pablo Kucynski. Alle drei haben gute Chancen, in die zweite Wahlrunde am 5. Juni gegen den bisher führenden Ollanta Humala einzuziehen. Einzig der vorherige Oberbürgermeister von Lima, Luis Castanheda, scheint weiter abgefallen.

Alarmglocken beim Namen Hugo Chávez

Keiner der fünf Kandidaten ist neu im peruanischen Politikbetrieb. Dennoch hat der Aufstieg Humalas das politische Establishment durcheinandergewirbelt. Denn Ollanta Humala galt vor fünf Jahren, als er knapp dem scheidenden Präsidenten Alan García unterlag, als Günstling von Hugo Chávez. Und beim Namen Hugo Chávez läuten in Peru alle Alarmglocken. Denn das einstige Armenhaus Südamerikas gehört auch dank seiner nun 20 Jahre andauernden markt- und investitionsfreundlichen Politik zu den aufstrebenden Ländern Lateinamerikas.

Perus Wirtschaft ist seit zehn Jahren ständig gewachsen und wird heute in seiner Dynamik im gleichen Atemzug mit Brasilien genannt. Diese wirtschaftliche Erfolgsgeschichte möchten sich sowohl Alejandro Toledo, als auch der frühere Weltbankfunktionär und Investmentbanker Kuczynski wie auch Keiko Fujimori als politische Erbin ihres Vaters Alberto Fujimori auf die Fahnen schreiben.

Schattenseiten des Booms

Doch nun könnte es sein, dass ihnen Ollanta Humala den Rang abläuft. Der Aufstieg Ollanta Humalas steht für die Schattenseite dieses Wirtschaftsbooms, der auf dem Export von Edelmetallen sowie intensiv angebauten Agrarprodukten gründet. Die Armutsquote ist zwar in den vergangenen zehn Jahren von 50 Prozent auf ca. 35 Prozent gefallen, aber die Menschen in den ländlichen Gebieten haben wenig vom Aufschwung Perus profitiert.

Anzug statt rotes T-Shirt

Humala hat aus seinen Fehlern gelernt. Heute zeigt sich der ehemalige Offizier nicht mehr im roten T-Shirt sondern in Anzug und Krawatte. Er spricht von der Bedeutung der Auslandsinvestitionen und des Wirtschaftswachstums. Er sagt, wie wichtig das Unternehmertum sei, und dass sein Nationalismus ein rein kultureller sei, wie um jegliche Ähnlichkeit mit dem in Peru höchst unbeliebten venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez weit von sich zu weisen. Dennoch malen die politischen Gegner und die meisten Medien bereits das Gespenst des sozialistischen Chavismus in Peru an die Wand, das bei einem Sieg Humalas in Peru Einzug halten würde.

Die demokratische Mitte spaltet sich in Peru in die drei Kandidaten Toledo, Kuczynski und Castanheda auf, wobei Toledo eher dem Mitte-Links und Kuczynski und Castanheda dem Mitte-Rechts-Spektrum zugerechnet werden.

Von der Spaltung profitieren

Von dieser Spaltung könnte die 36-jährige Keiko Fujimori profitieren. Ihr Vater zeichnet zwar für den größten Korruptionsskandal der jüngsten peruanischen Geschichte verantwortlich und sitzt im Gefängnis , weil er Todesschwadronen auf Studenten schießen ließ. Für viele Peruaner zählt jedoch mehr, dass in seiner Präsidentschaft der Terrorismus des Leuchtenden Pfades besiegt wurde und dass er assistentialistische Sozialprogramme ins Leben rief.

Autorin: Hildegard Willer, Lima

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