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"Wir wissen, dass wir nachlegen müssen"

Die ehemalige mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa leitet in Bonn das Sekretariat der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Foto: <a external="1" title="Opens external link in new window" target="_blank" href="https://www.flickr.com/photos/unido/35420588916/in/photolist-VXZM3U-ScS5Mp-RCd241-RCd26L-S1SdmV-RCd22h-RCd1Xu-RCd1X9-ScS5Fc-ScS5GK-RCd1Su-RCd1VL-RCd1QA-ScS5An-RCd1QW-RCd1KL-ScS5xB-PfLP7o-EDEKzT-P6QG9g-ALW7Au-EBKeGt-EBKdT4-P1gmQx-NVYWFC-N9bWSJ-NVYNFE-NYuiQv-NVDJgf-ND8X55-N8xqQc-ND8u3u-NVugbb-NVufCh-NYpysG-NZnsyz-N2esFP-N2bW39-N1TkdH-NLPBiw-NPktiR-MjgajA-HurUsA-HoCHSN-HcVngP-GTJ5wW-HaBD8h-HcVmiX-AmSpcP-AmSpbB">R20 Austrian World Summit</a>, <a external="1" title="Opens external link in new window" target="_blank" href="https://www.flickr.com/photos/unido/">UNIDO</a>, <a external="1" title="Opens external link in new window" target="_blank" href="https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">CC BY-ND 4.0</a></p>
Die ehemalige mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa leitet in Bonn das Sekretariat der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Foto: R20 Austrian World Summit, UNIDO, CC BY-ND 4.0

Auf dem bevorstehenden Klimagipfel will die Staatengemeinschaft darüber reden, wie das Abkommen konkret umgesetzt werden kann. Zu dem zweiwöchigen Treffen in Bonn, das am 6. November 2017 beginnt, werden bis zu 25.000 Delegierte erwartet, dazu mehr als 1.300 Journalisten und etliche hundert Nichtregierungsorganisationen. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) spricht Espinosa über die Rolle Deutschlands, den angekündigten Austritt der USA - und den Papst.

KNA: Frau Espinosa, was wird bei dem UN-Klimagipfel in Bonn im Mittelpunkt stehen?

Espinosa: Zum einen das Verhandeln, zum anderen das Handeln.

Fangen wir mit dem Verhandeln an.

Im Kern geht es um die Frage, wie wir das Klima-Abkommen von Paris am Laufen halten. Wir müssen einen Rahmen schaffen, in dem die einzelnen Länder ihre Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel mit den Maßnahmen in anderen Ländern auf Basis von transparenten Regeln veröffentlichen und vergleichen können. Dann suchen wir nach Lösungen, wie die reicheren Staaten die ärmeren Staaten beim Klimaschutz voranbringen können.

In Paris hieß es aber auch schon, dass es in den kommenden Jahren noch mehr Anstrengungen braucht, um das angepeilte Ziel zu erreichen: den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf maximal zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Auch das wird ein wichtiges Thema sein, wobei das Ziel "deutlich unter zwei Grad" heißt. Wir wissen, dass wir nachlegen müssen. Wie genau das gehen kann, wollen wir in Bonn erörtern - bei dem Klimagipfel 2018 in Polen wird das dann fortgeführt.

Das führt uns zum "Handeln".

In einem Teil des Konferenzbereichs, der "Bonn Zone", wird es eine Art Festival geben, wo ganz unterschiedliche Akteure ihre Initiativen vorstellen, mit denen sie dem Klimawandel begegnen. Wir haben dazu Thementage geplant etwa zu "Gesundheit", "Energie" oder "Stadtentwicklung". Das alles soll zeigen: Es tut sich schon jetzt eine ganze Menge, die Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit ist in vollem Gange.

Was antworten Sie Kritikern, für die ein solches Mega-Event lediglich ein Mehr an CO2-Ausstoß bedeutet?

Zum einen: Wenn Vertreter von mehr als 190 Staaten und Vertragspartnern zusammenkommen, kann ich mir schlicht kein anderes Format vorstellen, als das eines konkreten Treffens. Es ist ein Unterschied, wenn Sie von jemandem am anderen Ende der Welt lediglich hören, was er macht, oder wenn Sie das direkt von Angesicht zu Angesicht mit ihm besprechen können.

Und zum anderen?

Wird die UN-Klimakonferenz eine klimaneutrale Konferenz sein. Eine Nachhaltigkeits-Taskforce hat die verschiedensten Schritte unternommen, um die durch die Veranstaltung entstehenden Emissionen zu reduzieren. Alle Emissionen, die nicht vermieden werden können, werden von der deutschen Regierung als logistischer Ausführer der Konferenz ausgeglichen, indem in Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern investiert wird. Der Klima-Effekt der Konferenz wird dann von externen Umweltprüfern nach dem hohen EMAS-Standard der EU verifiziert werden.

Was können Sie ansonsten zur Rolle Deutschlands sagen?

Deutschland ist ein sehr wichtiger Partner für uns. Der Gipfel zeigt konkret, wie eine Zusammenarbeit zwischen einem reichen Land und einem kleinen, vom Klimawandel bedrohten Inselstaat funktionieren kann.

Deutschland ist lediglich "technischer Gastgeber", Fidschi leitet die Konferenz.

Ohne Unterstützung der Bundesregierung hätten wir die Konferenz hier in Bonn nicht organisieren können.

Und was erwarten Sie bei den Verhandlungen - die aktuelle Bundesregierung ist ja nur geschäftsführend im Amt?

Bislang hat Deutschland bei Klimawandel und Nachhaltigkeit eine sehr konsistente Linie verfolgt. Ich hoffe natürlich sehr, dass diese Grundhaltung auch bei den dann wohl laufenden Koalitionsverhandlungen nicht infrage gestellt wird. Schließlich reden wir hier von internationalen Vereinbarungen und Verpflichtungen. Aber Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich immer sehr klar dazu positioniert und deswegen erwarte ich auch unter einer neuen Regierung keinen Rückschritt. Auch wenn es - wie in anderen Ländern - mitunter einander widerstreitende Meinungen gibt.

Als bislang einziges Land haben die USA im Sommer angekündigt, das Abkommen von Paris wieder zu verlassen. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die US-Regierung ihre Ansicht seither geändert hat. Allerdings: Für einen Ausstieg gelten, wie bei anderen multilateralen Abkommen auch, gewisse Fristen. Das heißt in diesem Falle: Vor 2020 können die USA rein rechtlich gar nicht aus dem Vertrag von Paris aussteigen. Bis dahin bleiben sie Teil des Abkommens. Das wird auch seitens der Trump-Regierung so anerkannt. Ich kann nur betonen, dass wir bereit sind, mit der US-Regierung zusammenzuarbeiten und natürlich auch ihre Bedenken ernst nehmen. So hoffen wir, diesen wichtigen Partner im Boot zu halten.

Ab 2020 wollen die Industrieländer die ärmeren Staaten mit 100 Milliarden US-Dollar jährlich bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Bei der Finanzierung hakt es aber noch gewaltig. Wird dieser Green Climate Fund auch Thema in Bonn sein?

Die 100 Milliarden Dollar jährlich sollen nicht nur durch den Green Climate Fund mobilisiert werden und werden sowohl für Emissionsminderungen wie für Anpassungsmaßnahmen gebraucht. Aber das wird sicher Teil der Diskussionen sein. Direktor Howard Bamsey wird an den Gesprächen teilnehmen. Die Aufgabe, den Fonds finanziell angemessen auszustatten, ist eine schwierige Aufgabe. Aber unter dem Strich müssen wir uns klarmachen: Der Green Climate Fund ist die bislang einzige Finanzinstitution, die ausdrücklich und ausschließlich dem Ziel gewidmet ist, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu unterstützen.

Einer, der sich immer wieder in die Debatte um Klima- und Umweltschutz einbringt, ist Papst Franziskus - wie sehen Sie seine Interventionen?

Meiner Ansicht nach spielt Papst Franziskus eine sehr wichtige Rolle. Er macht mit seinen beeindruckenden Appellen klar, dass der Kampf gegen den Klimawandel eine ethische Verantwortung ist - die nicht nur uns betrifft, sondern auch die nachfolgenden Generationen. Wir sind ihm dafür sehr dankbar und wir profitieren von seinem Ansehen als moralische Instanz. Er spricht darüber hinaus nicht nur zu Staaten sondern auch zu einzelnen Menschen. Und letzten Endes kommt es auf jeden Einzelnen von uns an, wenn wir im Kampf gegen den Klimawandel erfolgreich sein wollen.

Quelle: KNA, Interview: Joachim Heinz

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