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Peru |

"Wir brauchen mehr soziales Engagement der Eliten"

Der 1962 im peruanischen Cajamarca geborene katholische Priester Marco Arana Zegarra wurde im eigenen Land spätestens durch seinen Einsatz für eine friedliche Konfliktlösung zwischen Landbevölkerung und Bergbau um den Berg Quilish bekannt. Er unterstützte die runden Tische der Landbevölkerung und vermittelte zwischen den Konfliktparteien. 2004 erhielt er dafür in Peru den Nationalen Menschenrechtspreis. Marco Arana hat sich auch in den darauffolgenden Jahren für Umwelt, Menschenrechte engagiert. Im vergangenen Jahr gründete er die Partei: „Tierra y Libertad“ und will für das Präsidentenamt kandidieren. 2010 erhält er den Aachender Friedenspreis. Auf welchem Weg befindet sich Marco Arana?

Wie spreche ich denn einen Pater an, der vom Dienst suspendiert ist?

[Lacht] So wie immer: Nennen Sie mich einfach Marco.

Sie sind nicht nur Theologe, sondern auch Soziologe, Pädagoge, besitzen ein Diplom in Wasserwirtschaft und in Personalführung. Es sieht so aus, als hätten Sie sich stets weitergebildet. Was ist der Grund für diesen Studieneifer?

Ich glaube, dass eines der großen Probleme im Land und auch in ganz Lateinamerika darin besteht, dass man die ärmsten Bevölkerungsteile nicht nur der natürlichen Ressourcen beraubt hat, sondern auch der Bildung.

Ich denke, wir brauchen mehr Menschen, die sich den Menschenrechten, der ökologie, oder der Demokratie verpflichtet fühlen und ihre Themen aus einer anderen Perspektive heraus bearbeiten. Damit meine ich, dass sie nicht von der hegemonialen Perspektive oder dem Wissensmonopol ausgehen sollten, sondern von der Gewinnung alternativen Wissens. Sie sollten mehr Respekt für das traditionelle Wissen unserer Völker haben.

In diesem Sinne war meine Arbeit immer ein stetiges reflexives Kombinieren von Arbeiten und Studieren. Begonnen habe ich als Soziologe, dann kam die Pädagogik, dann die Theologie. Und jetzt die Politik. Und ich meine, obwohl es wichtige Intellektuelle gibt, die sich der Gerechtigkeit in Peru verschrieben haben, sollten viel mehr von ihnen diese Kombination aus Reflektion, Analyse, Theorie, Wissenschaft und Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung praktizieren.

Warum sollten Intellektuelle so agieren?

Wir müssen in Peru viele Brücken bauen: Zwischen Intellektuellen und der weniger gebildeten Bevölkerung, zwischen Bauern und Menschen aus der Stadt, zwischen Generationen, die einen Wandel versuchten und ihn nicht erreichen konnten, und den nachfolgenden Generationen. Wir müssen eine Brücke schlagen zwischen den Befreiungsbewegungen in Peru und in Lateinamerika, zwischen den Hoffnungen auf eine bessere Welt, die es hier in Lateinamerika gibt, und den politischen Bewegungen und Bürgerbewegungen weltweit. Dafür ist eine soziale Bewegung nicht ausreichend, dazu braucht es auch Intellektuelle, die sich in den Dienst dieser Ziele stellen, und daher bin ich der Meinung, es ist wichtig, all das zusammenzubringen.

Was erwarten Sie von den Intellektuellen?

Ich glaube, dass es im Gedankengebäude der Intellektuellen sehr viel Diskriminierung gegenüber unserem eigenen traditionellen Wissen gegeben hat. Häufig haben wir in Peru nach Lösungen von außen gesucht und Rezepte übernommen, die universell gültig sein sollten. In Wirklichkeit handelte es sich dabei um zutiefst eurozentristische oder in manchen Fällen ethnozentristische Ansätze, die keinen Raum boten, zuzuhören und Lösungen daraus zu entwickeln, die enger an der Lebenswirklichkeit und den lokalen Erfordernissen sind.

Dabei wären wir durchaus in der Lage, als Antwort auf den Klimawandel altes Wissen wieder nutzbar zu machen. So haben die alten Inkas Terrassenwirtschaft betrieben, und sie hatten bspw. ein sehr weitgehendes Wissen über die Nutzung von Wasser. Wir haben dieses Wissen jedoch abgelegt, ja sogar verschmäht.

Aus meiner Sicht kann es also nur darum gehen, die Intellektuellen für die Entwicklung der Gesellschaft einzuspannen, und das sowohl auf sozialem als auch auf ökonomischem Gebiet, im Sinne einer humaneren Wirtschaft. Ich glaube, das ist unbedingt möglich.

Interview: Bettina Hoyer

Die ist ein Auszug aus einem längeren Interview mit Marco Arana, das in der gedruckten Septemberausgabe des Blickpunkt Lateinamerika erscheinen wird.

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