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Mexiko |

Wie Kinder zu Killern werden

Ihre kriminelle Karriere beginnt oft schon mit zwölf Jahren. Während Gleichaltrige in Deutschland mit Spielzeugknarren Räuber und Gendarm spielen, werden in Mexiko Kinder von der Drogenmafia zu professionellen Killern ausgebildet.

"Die Drogenkartelle rekrutieren sie, um sie als sogenannte Falken zu nutzen", berichtet der Bischof der Diözese Saltillo, Jose Raul Vera Lopez. Als Falken beobachten die Kinder die Bewegungen der Polizei und melden sie an ihre Kontaktpersonen in der Mafia. So können sich die kriminellen Banden gegen überraschende Razzien wappnen. Die Kinder erhielten dafür etwa 500 Pesos, umgerechnet rund 28 Euro, so der Bischof.

Als Oberhirte von Saltillo kennt Vera die Machenschaften der mächtigen Drogenkartelle aus seiner täglichen Arbeit mit den Migranten. Die oft illegal eingewanderten Menschen aus Lateinamerika versuchen, über Mexiko in die USA zu gelangen, und sind Repressalien der Mafia nahezu schutzlos ausgeliefert. Besonders Kinder aus Flüchtlingsfamilien oder den mexikanischen Armenvierteln geraten ins Visier der Kartelle. Da ihnen jede wirtschaftliche Perspektive fehlt, lassen sie sich leicht manipulieren und für die Zwecke der Mafia einspannen.

Loyalität beweisen

Sind die Kinder als "Falken" zuverlässig, beginnt die Mafia, sie auf andere Aufgaben vorzubereiten. Aus Kolumbien berichten Menschenrechtsorganisationen, dass Neulinge unter den Killern in ihrer Ausbildung zunächst zwei Aufträge zu bewältigen haben. Ihre erste Aufgabe ist demnach, einen der unzähligen namenlosen Bettler in den Großstädten zu ermorden. Da die Opfer meist weder einen Ausweis noch Angehörige haben, die sich um sie sorgen oder auf eine Aufklärung des Falles drängen, bleiben solche Morde fast immer ungesühnt.

Haben die angehenden Killer diese Hürde genommen, folgt die nächste Stufe, die vor allem die Loyalität zu den Auftraggebern auf die Probe stellen soll. Die jugendlichen Auftragsmörder werden aufgefordert, einen ihrer engsten Freunde zu töten. Das stellt die Kinder und Jugendlichen vor einen schweren Gewissenskonflikt. Doch nur wer bereit ist, auch einen Freund zu töten, eignet sich nach Ansicht der Mafia für eine Karriere als loyaler Auftragskiller.

Alle waren mal „normale“ Kinder

In Mexiko häuften sich zuletzt Meldungen über jugendliche Killer. Im jüngsten Fall wurde ein 13-jähriges Mädchen festgenommen, dass den Medien als eine "Schlüsselfigur" für die kriminellen Machenschaften der "Los Zetas", dem mächtigsten aller Kartelle, galt. Die Jugendliche geriet während einer Schießerei in die Fänge der Polizei. Rund 230 Euro habe sie für ihre mörderischen Dienste erhalten, hieß es. Zwei Monate zuvor war eine 16-Jährige festgenommen worden, ebenfalls unter dem Verdacht, Auftragsmorde für "Los Zetas" begangen zu haben.

Internationale Aufmerksamkeit weckte zuletzt auch der Fall des 14 Jahre alten Jungen mit dem Spitznahmen "El Ponchis". Ihm wurde zur Last gelegt, vier jungen Menschen die Kehle durchgeschnitten und ihre Leichen an einer Brücke aufgehängt zu haben. Ein Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft, der zulässigen Höchststrafe.

Der Geistliche Alejandro Solalinde, ein prominenter Verteidiger der Rechte von Migranten, sieht in der Gewalt des mexikanischen Drogenkrieg eine Folge des Versagens der Institutionen. "Auch die Zetas sind nicht als Mörder auf die Welt gekommen", betont er. Familien, Schulen, die Regierung und die Kirche hätten bei der Erziehung versagt; die Gesellschaft habe es nicht geschafft, diese Kinder auf den richtigen Weg zu bringen. "Irgendwann waren auch sie ganz normale Kinder."

Autor: Tobias Käufer (kna)

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