Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Panorama |

Wie Corona die Pressefreiheit in Lateinamerika bedroht

Freier und unabhängiger Journalismus in der Corona-Pandemie wird zu einer echten Herausforderung - gerade in Staaten mit problematischer Einstellung zur Pressefreiheit. Eine Reise durch Lateinamerika.

Journalismus, Pressefreiheit, Lateinamerika, Amazonas

Schneideraum des TV- und Radiosenders Nazarè in Belém im brasilianischen Amazonasgebiet. Symbolbild: Adveniat/Jürgen Escher

Als die Corona-Pandemie in Südamerika noch am Anfang stand, hatte Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro nur Hohn und Spott für die Medien übrig. Das Ganze sei doch eher Hysterie und Fantasie von Journalisten, verharmloste er das Problem. Als ein Foto mit vielen neu ausgehobenen Gräbern den Friedhof der Vila Formosa in Sao Paulo zeigte, fragte Bolsonaro in einem Interview des Radiosenders Jovem Pan nach, ob das möglicherweise ein Fake sei. Die "Washington Post" hatte es am Vortag auf dem Titel veröffentlicht.

Vor wenigen Tagen postete Bolsonaro eine Zeitungsmeldung, die besagte, dass 91 Millionen Brasilianer im April mindestens eine Rechnung nicht bezahlen könnten. "Und die gleiche Presse sagt, bleibt zuhause", kritisierte der Präsident die Medien. Der Vorfall zeigt: Freier und unabhängiger Journalismus in der Corona-Pandemie wird zu einer echten Herausforderung.

UN kritisiert Einschüchterung von Journalisten

In ganz Lateinamerika gibt es Beispiele, wie rechte oder linke Regierungen Meldungen über die Auswirkungen der Krise oder eben auch alltägliche Probleme unterdrücken oder zu ihren Gunsten manipulieren wollen. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet verurteilte Unterdrückung der Pressefreiheit und Einschüchterung von Journalisten im Zuge von Corona. Einige Staatsführer hätten Pressevertretern gedroht, um sie an der Arbeit zu hindern, beklagte Bachelet am Freitag, 24. April 2020. Statt Informationen zu unterdrücken, müssten Staaten in dieser Lage zur Diskussion um bestmögliche Gesundheitsversorgung ermutigen. Es sei "nicht die Zeit, den Boten zu beschuldigen".

Die Kirche in Venezuela kritisierte in der Corona-Krise zuletzt eine systematische Zensur der Medien. Inmitten von Schwierigkeiten müssten die Journalisten Vermittler von Wahrheit und Hoffnung sein, schrieben die Bischöfe. Zugleich zeigte sich die Bischofskonferenz solidarisch mit dem Journalisten Darvinson Rojas, der von der Spezialeinheit FAES vorübergehend festgenommen worden war. Der Polizei habe für die Verhaftung offenbar ein anonymer Hinweis über einen Corona-Fall gereicht, kritisierte sie gemeinsam mit Amnesty International und internationalen Journalistenverbänden. Rojas hatte über nicht offiziell bekannte Corona-Fälle berichtet. Oppositionsführer Juan Guaido warf der sozialistischen Regierung von Präsident Nicolas Maduro vor, das wahre Ausmaß der Krise zu verheimlichen.

Vor gut einer Woche luden Mitarbeiter der kubanischen Staatssicherheit die Journalistin Monica Baro zu einem mehrstündigen Verhör. Die mit dem Preis der "Fundación Gabo" ausgezeichnete Journalistin hatte in Sozialen Netzwerken über die allgemeine Lage im Land berichtet und musste nun Rechenschaft ablegen. Wenig später veröffentlichte sie das Strafprotokoll über umgerechnet 110 Euro. Die Stiftung des verstorbenen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez verurteilte die "absurde Strafe" und forderte Garantien, dass die Journalistin ihre Arbeit fortsetzen könne.

Bolivien: Intellektuelle fordern Hilfsprogramm für die Presse

In Bolivien bedrohen derweil die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie das Überleben der Zeitungen. 80 Intellektuelle und Künstler wandten sich mit einem Schreiben an die rechtsgerichtete Übergangspräsidentin Jeanine Anez und forderten ein Sofortprogramm zur Rettung der Presse. Durch die Corona-Krise seien viele Zeitungshäuser in Schieflage geraten, weil der Straßen- und Anzeigenverkauf eingebrochen sei, heißt es in dem Brief. Die Existenz und das Funktionieren einer freien Presse sei existenziell für die Demokratie. Zuvor hatte bereits die Nationale Pressevereinigung die Regierung um Hilfe gebeten - ohne aber bislang eine Antwort aus La Paz erhalten zu haben.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz