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Nicaragua |

Widersprüchliche Wirtschaftsentwicklung

Die Währung von Nicaragua heißt "Córdoba Oro", Gold-Córdoba. 1987 gab es eine Währungsreform und der neue, "nuevo Córdoba Oro" wurde eingeführt. Foto: Zenia Nuñez, CC BY 2.0
Die Währung von Nicaragua heißt "Córdoba Oro", Gold-Córdoba. 1987 gab es eine Währungsreform und der neue, "nuevo Córdoba Oro" wurde eingeführt. Foto: Zenia Nuñez, CC BY 2.0

Auch der Wirtschaftsbericht der Regierung Daniel Ortegas konstatiert, dass die nicaraguanische Wirtschaft zwischen 2012 und 2015 kräftiger gewachsen sei, als in den meisten anderen Ländern der Region. Motor dieses Wachstums sei vor allem die zweistellig gewachsene Bauwirtschaft. Für das Jahr 2016 erwarten die offiziellen Stellen ein Wachstum von bis zu fünf Prozent.

Die Armut sei, so der Präsident der Zentralbank, zwischen 2005 und 2014 von 48 Prozent auf 29 Prozent gesunken, die formelle Beschäftigung hingegen um 78 Prozent auf fast 800.000 Arbeiter und Angestellte gestiegen. Die Exporte hätten sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt, die Auslandsinvestitionen sogar verfünffacht. Auch die Verdoppelung der Steuereinnahmen auf fast zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr belege die gute Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre.

Bei Nicaraguas Unternehmern und in der Oberschicht knallen seit Jahren die Champagnerkorken. Sie sind die Hauptnutznießer des Wachstums, dessen sich die Regierung von Präsident Daniel Ortega rühmt. Die Pellas-Gruppe, eine der mächtigsten Unternehmensgruppen des Landes, sieht die Wirtschaftsentwicklung Nicaraguas angesichts der eigenen sprudelnden Gewinne nach den Worten ihres Vorsitzenden Carlos Pellas "mit Enthusiasmus".

Keine Grundversorgung mit Durchschnittslohn möglich

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Der unabhängige Ökonom Cirilo Otero kritisiert, das Wachstum sei auf wenige Wirtschaftsbereiche konzentriert und komme nur einer kleinen Minderheit zu Gute. Der Ökonom kritisiert auch den rosigen Ausblick der Regierung: Der Bauboom basiere in erster Linie auf staatlichen Investitionen und sei auf die großen Städte konzentriert. Warum? Ende dieses Jahres wird in Nicaragua gewählt. So würde viel Geld in Baumaßnahmen investiert, die ein möglichst großer Teil der Bevölkerung sehen könne. Was nach den Wahlen mit dem Bauboom passiert, stehe in den Sternen.

Den makroökonomischen Zahlen nach geht es dem Land gut, das Problem bleibt aber die Mikroökonomie, der Mangel an heimischen Produkten und die Tatsache, dass die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung nach wie vor kaum in der Lage ist, sich das Existenzminimum zu erarbeiten. Der Warenkorb für die Grundversorgung kostet in Nicaragua umgerechnet etwa 460 US-Dollar pro Monat, der Durchschnittslohn eines Arbeiters liegt aber gerade einmal bei 200 US-Dollar.

Niedrigstes Bruttoinlandsprodukt in Zentralamerika

Überhaupt sei das Wirtschaftswachstum laut dem Wirtschaftsexperten Alejandro Aráuzu zu gering, um die hohe Zahl von Unterbeschäftigung und informeller Tätigkeit spürbar zu reduzieren, die prekären Löhne anzuheben und um der heimischen Wirtschaft die Mittel für Investitionen an die Hand zu geben. Nicaragua bleibt somit trotz des vergleichsweise hohen Wirtschaftswachstums das Land mit dem mit Abstand niedrigsten Bruttoinlandsprodukt Zentralamerikas und mit einem hohen informellen Beschäftigungsanteil. Rund 2,5 Millionen Menschen gehen einer unregelmäßigen Beschäftigung nach, das sind dreimal mehr, als bei der formellen Beschäftigung.

Vor allem aber die bisherige Wirtschaftshilfe aus dem Ausland gibt Anlass zur Sorge: In den letzten sieben Jahren hat Nicaragua nach Angaben der Zentralbank gut vier Milliarden US-Dollar Wirtschaftshilfe aus Venezuela erhalten. Das entspricht knapp sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Angesichts der politischen Umwälzungen in Venezuela ist Nicaraguas zukünftige Entwicklung also mit einigen Risiken behaftet.

Quelle: Poonal, Autoren: Nelson Rodríguez, Markus Plate, Foto: Zenia Nuñez, CC BY 2.0

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