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Wetter hält den Cono Sur im Griff

In mehreren Ländern des Cono Sur wurde wegen heftiger Regenfälle der Notstand ausgerufen. Betroffen vom Wetterphänomen La Niña sind weite Teile von Brasilien, Peru, Ecuador, Bolivien, Paraguay und Uruguay.

Die Straßen der Provinz-Stadt Cobija sind nur noch per Ruderboot befahrbar. Stehen Bauern und Händlern die Haare zu Berge können sich die Kinder freuen. 4500 Jungen und Mädchen bleiben seit Donnerstag daheim, es gibt Schulfrei. Bereits am Mittwoch hatte Präsident Evo Morales wegen anhaltender Regenfälle den »nationalen Notstand« erklärt. In mehr als 120 Gemeinden des Andenlandes sind über 10000 Familien von den Wassermassen betroffen, vor allem in den Departamentos La Paz, Cochabamba, Beni und Pando wurden ganze Stadtteile überflutet und unbewohnbar, so Behörden. Allen Ortens sind Flüsse über die Ufer getreten, Brücken und Straßen zerstört und weggeschwemmt. Felder stehen unter Wasser, Kartoffeln, Quinoa und Hafer verschimmeln. Die Notstandsregel erlaubt nun schnelle Hilfe von der Zentralregierung in La Paz, 1700 Tonnen Decken, Zelte, Medikamente, Lebensmittel und Trinkwasser sowie 40 Millionen Bolivianos (4,3 Millionen Euro) wurden bereitgestellt. Zudem wurde ein Wiederaufbau-Programm angekündigt. Langsam nur geht der hohe Wasserstand des Acre-Flusses zurück.

Behörden melden Land unter

Auch das Nachbarland Brasilien vermeldet seit Anfang Januar Land unter. In Rio de Janeiro war ein Damm unter den Wassermassen zusammengebrochen, 500 Familien mussten evakuiert werden. Im Bundesstaat Minas Gerais wurden hunderte Häuser zerstört, 17 Menschen ertranken in den Fluten. In Espírito Santo mussten über 17000 Menschen die Flucht antreten, so dass Präsidentin Dilma Rousseff die Aufstellung einer Spezial-Katastrophenschutz-Truppe versprach. Ollanta Humala, ihr Amtskollege aus Peru, kämpft ebenfalls gegen das Nass von oben. Selbst über Lima, wo es normalerweise kaum regnet, entleerten sich die Wolken, was zu Überschwemmungen von Kellern, Straßen und Häusern führte. In Trujillo, rund 570 Kilometer nördlich der Hauptstadt, regnete es geschlagene 15 Stunden im Schnitt neun Liter pro Quadratmeter. An der Grenze zu Bolivien im Departamento Puno wurden zahlreiche Gemeinden von der Außenwelt abgeschlossen, 17 Menschen kamen ums Leben. In Ecuador wurden bei ähnlichen Zuständen offiziellen Angaben über 20 Menschen getötet, in mehreren Landesteilen wurde der Notstand erklärt.

Extrem-Klima auf allen Kontinenten

Während die unaufhaltbaren Niederschläge für viele Menschen Chaos und Zerstörung bedeuten bringt das feuchte Nass für die Landwirtschaft die lang ersehnte Rettung. In Uruguays Agrar-Zentren Tacuarembó und Rivera wurde der Regen nach der langen Dürreperiode seit Ende 2011 mit Erleichterung begrüßt, berichtet die Tageszeitung El País. Wurden etwa Europa und Asien zu Jahresbeginn von einer sibirischen Kältewelle heimgesucht, bei der allein in europäischen Ländern 139 Menschen ums Leben kamen, macht sich das extreme Klima dieses Jahr auch wieder in Südamerika bemerkbar. Anfang Februar hatte etwa die chilenische Regierung wegen Dürre und Hitze in mehreren Regionen Zentralchiles den »Agrar-Notstand« ausgerufen. Staudämme trockneten aus und erreichten einen seit 1998 nicht gesehenen kritischen Wasserstand. Auch Uruguay, das allein in den letzten zehn Jahren vier Dürren durchmachte, stöhnte unter ungewöhnlich hohen Temperaturen. Die Rekord-Dürre von Anfang 2008 und Ende 2009 hatte in Uruguays Landwirtschaft Schäden von 800 Millionen US-Dollar verursacht, 80 Prozent davon in der Viehwirtschaft. Auch Argentinien und Brasilien litten dieses Jahr wieder unter ausbleibenden Regen, so dass sich Sorgen über explodierende Preise für Weizen, Mais und Soja breitmachten. So warnte Einstein Tejada von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO vor einem »Ungleichgewicht der Lebensmittelsicherheit auf regionalem Niveau«. Folgen seien mehr Armut und weniger Handel.

Ist das Wetter menschengemacht?

Der Auslöser des extremen Wetters ist unklar. Gegenüber der Tageszeitung La República wies Mario Bidegain, Direktor von Uruguays Klimainstitut, auf Daten der letzten 30 Jahre hin. Die Sommer seien immer wärmer, macht der Experte den Klimawandel verantwortlich. 2007 habe das Land dann den »kältesten Winter der letzten 50 Jahre« erlebt. Die Mechanismen aber hat die Forschung mittlerweile verstanden. Das aktuelle Wetter-Phänomen La Niña tritt auf, wenn kalte Wassermassen aus dem Südpazifik in Äquatornähe drängen. Sorgt das Gegenphänomen El Niño für eine Erwärmung an der südamerikanischen Küste, so bringt La Niña Abkühlung und Niederschläge. Verstärkter Luftdruckunterschied zwischen Südamerika und Indonesien sorgt im Vorfeld für kühlere und stärkere Winde als gewöhnlich. Diese treiben kalte Wasserschichten an die Meeresoberfläche, vor allem im Ost- und Zentralpazifik. Die Oberflächentemperatur des Wassers ist infolge dessen um zwei Grad kälter als sonst. Das verstärkt das saisonbedingte Wetter in der Region, in sonst trockenen Gebieten bringt es weniger Regen, in Gebieten mit jahreszeitlichen Regenperioden mehr Wassermassen.

Autor: Benjamin Beutler

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