Weiteres Opfer der "Todesflüge"? identifiziert
Ein Team argentinischer Forensiker hat die sterblichen Überreste eines weiteren Toten identifiziert. Es handelt sich um Roque Orlando Montenegro, der seit 1976 vermisst wurde. Dies bestätigte die Tochter des Ermordeten, Victoria Montenegro, auf einer Pressekonferenz. Montenegro, seine Frau Hilda Ramona Torres und ihre erst drei Tage alte Tochter Victoria waren in Argentinien gemeinsam entführt worden.
Die Eltern von Victoria seien nach mehreren Monaten Entführung Opfer der so genannten „Todesflüge“ geworden, bei denen die Gefangenen in Militärflugzeugen transportiert wurden, um sie dann in den Rio de la Plata oder den Atlantik zu stürzen. Die Leiche von Roque Orlando Montenegro wurde am 17. Mai 1976 an der uruguayischen Küste gefunden und wurde mit weiteren sieben Personen in Uruguay begraben, ohne dass deren Identität bekannt gewesen wäre.
Tochter wurde illegal adoptiert
Victoria Montenegro wurde von dem inzwischen verstorbenen argentinischem Oberst Herman Tetzlaff illegal adoptiert, der beschuldigt wird, ihre Eltern umgebracht zu haben, die der linksgerichteten Guerillagruppe ERP angehört hatten. Victoria Montenegro fand ihre wahre Identität im Jahr 2000 heraus.
Die Vorsitzende der Vereinigung „Großmütter der Plaza de Mayo“ (Abuelas de Plaza de Mayo), Estela de Carlotto erklärte, dieser Fund „unterstreicht, dass die Repression bereits vor dem Putsch von 1976 begonnen hat.“ Roque Orlando Montenegro und seine Familie waren einen Monat vor dem Staatsstreich entführt worden. Die Großmütter suchen deshalb ab dem Jahr 1975 nach geraubten Kindern und Verhafteten, so de Carlotto.
Bis heute konnten 515 Personen identifiziert werden. Menschenrechtsorganisationen gehen von rund 30.000 Verschwundenen und etwa 500 geraubten Kindern während und kurz vor der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) aus. Schätzungen zufolge sind mehrere tausend gewaltsam Verschwundene der Militärdiktaturen in Uruguay und Argentinien Opfer von Todesflügen geworden. (bh)