Wahrheitskommission erhält Archivzugang in Nachbarländern
Die brasilianische Wahrheitskommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverbrechen während der Diktaturzeit (1964-1985) kann ihre Arbeit demnächst auf Archivmaterial aus den Nachbarländern Uruguay und Argentinien stützen. Ein entsprechendes Abkommen wurde laut brasilianischen Presseberichten vom Donnerstag, den 30. Januar, beim Lateinamerika-Gipfels CELAC in der kubanischen Hauptstadt Havanna unterzeichnet. In den 1970er und 80er Jahren sollen die Geheimdienste mehrerer südamerikanischer Länder, darunter Brasilien, Uruguay und Argentinien, im Rahmen der sogenannten Operation Condor zusammengearbeitet haben, um Regimegegner zu beseitigen.
Brasiliens im Mai 2012 eingesetzte Wahrheitskommission untersucht Menschenrechtsverbrechen in der Zeit von 1946 bis 1988, wobei der Schwerpunkt auf der Diktaturzeit liegt. Ende 2014 soll Staatspräsidentin Dilma Rousseff der Abschlussbericht vorgelegt werden.
Die Kommission erhofft sich vom Zugriff auf die Archive der Nachbarländer wichtige Information zur Aufklärung von Verbrechen des Militärs. Die neuen Vereinbarungen erlauben im Gegenzug auch der uruguayischen und argentinischen Regierung, in brasilianischen Archiven zu forschen.
2013 hatten Brasilien und Argentinien bereits bei der Exhumierung des Leichnams des früheren Staatspräsidenten João Goulart (1919-1976) zusammengearbeitet. Der im März 1964 durch einen Militärputsch abgesetzte Goulart war unter nicht zweifelsfrei geklärten Umständen im argentinischen Exil gestorben.
Unter dem Decknamen "Operation Condor" sollen die Geheimdienste der damaligen Militärdiktaturen von Brasilien, Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay und Bolivien unter Anleitung der USA gemeinsam gegen Oppositionelle vorgegangen sein. Angeblich fürchteten die USA ein "zweites Vietnam" in Lateinamerika. Ob es eine solche Operation tatsächlich gab und welchen Umfang sie hatte, ist bislang nicht eindeutig geklärt.
Quelle: KNA.