Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Mexiko |

Volkswagen schießt mit "Anti-Hagelkanonen", Bauern zürnen

Was VW nicht möchte: Hagel. (Foto: maraisea/Pixabay)
Was VW nicht möchte: Hagel. (Foto: maraisea/Pixabay)

Volkswagen de México liegt mit den Bauern in der Umgebung seines Werkes nahe der Stadt Puebla im Clinch. Der deutsche Autobauer benutzt seit Mai Schallkanonen, um Regenwolken zu zersetzen und so Hagelschauer über dem Werk zu verhindern. Denn vergangenes Jahr sind Volkswagen nach eigenen Angaben durch Hagelschlag auf Neuwagen auf den Parkplätzen des Werkes finanzielle Schäden in Höhe von 20 Millionen Dollar (17,6 Millionen Euro) entstanden.

Mit den „Anti-Hagel-Kanonen“ hat das Unternehmen sich aber den Zorn der umliegenden Landwirte zugezogen. Diese behaupten, die Druckwellen würden verhindern, dass es in der Gegend ausreichend regnet. Daher sei es zu dramatischen Ernteausfällen gekommen. Den Bauern zufolge sind diesen Sommer 2000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche für Bohnen und Maispflanzen vertrocknet. Im Juni protestierten Landwirte daher vor den Toren des Werkes, 120 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt. „Das Unternehmen schützt seine Autos, aber rund 100.000 Einwohner des Umlands leiden unter den Konsequenzen“, kritisiert Francisco Tlaxca Pérez, Vertreter der Landwirte. „Jetzt ist alles trocken, die gesamten Ernten verloren, und es gibt keine Hoffnung“. Volkswagen setze die Kanonen immer dann ein, wenn sich Regenwolken über dem Werk bilden würden. Die Landwirte der Region Puebla fordern von Volkswagen daher Entschädigungen in Höhe von 70 Millionen Peso (3,2 Millionen Euro).

Keine chemischen Stoffe

Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück und betont, dass die Schallwellen den Hagel lediglich in Wasser umwandeln würden. Chemische Substanzen würden nicht eingesetzt, versichert Volkswagen de México. Zudem habe die Unternehmensleitung die notwendigen Erlaubnisse der zuständigen Behörden, unter anderen der Nationalen Wasserkommission CONAGUA, eingeholt. Der Autobauer habe den Einsatz der Schallkanonen im Juni eine Zeit lang ausgesetzt, um mit den Landwirten und den Behörden gemeinsam eine Lösung zu suchen, sagte Vorstandsmitglied Carlos Luna jüngst auf einer Pressekonferenz. Mittlerweile sind die Schallkanonen aber wieder aktiv, sehr zum Ärger der Landwirte. Nach deren Angaben hat das Unternehmen zudem aber eine Entschädigung pro betroffenen Hektar angeboten. Diese sei aber so niedrig, dass damit „nicht mal ein Sack Mais“ gekauft werden könne.

Eine Bestätigung der angebotenen Entschädigung war von Volkswagen de México nicht zu erhalten. Auf wiederholte Anfrage zum Stand der Verhandlungen mit den Bauern reagierte die Unternehmensleitung in Puebla nicht. Nach Angaben der Landwirte ist eine Art Friedensgipfel nun für den 24. August geplant. An dem Treffen sollen die Bauernverbände, Repräsentanten des Autobauers sowie die Regierung des Bundesstaates Puebla teilnehmen. Darüberhinaus planen die Landwirte aber weitere Protestaktionen wie die Besetzung der Autobahn zwischen Puebla und Mexiko-Stadt, um ihren Forderungen so Nachdruck zu verleihen.

Lange Dürrephase

Mexiko litt in diesem Sommer unter einer langen Dürrephase. In weiten Regionen des Landes fiel nicht ausreichend Regen für einen erfolgreichen landwirtschaftlichen Anbau. An vielen Orten klagen Bauern daher über Ernteausfälle. Ein nachgewiesener kausaler Zusammenhang zwischen den „Anti-Hagel-Bomben“ und den ausbleibenden Niederschlägen ist auch wissenschaftlich schwer nachzuweisen. Nach Erklärungen mehrerer Forscher in mexikanischen Medien ist keineswegs erwiesen, dass der Einsatz der Schallkanonen tatsächlich Niederschläge verhindern könnte. Daher ist auch nicht nachweisbar, dass die Schallwellen tatsächlich die Regenwolken vertreiben können. Allerdings geben Kritiker zu bedenken, dass Volkswagen seine Fahrzeuge durch Abdeckung oder Dächer einfacher schützen könnte.

Das Volkswagen-Werk in Puebla ist das größte außereuropäische Werk des Wolfsburger Autobauers. Es beschäftigt rund 16.000 Mitarbeiter und hat seit dem Beginn der Produktion vor mehr als 50 Jahren bereits zwölf Millionen Fahrzeuge gefertigt. Gegenwärtig werden in Puebla sechs Modelle zusammengesetzt: Jetta, Golf, Golf Variant, Beetle, Beetle Cabrio und Tiguan. 2017 liefen nach Werksangaben 461.248 Fahrzeuge vom Band, was einem Zuwachs von 11,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Volkswagen ist in der Metropolregion Puebla einer der größten Arbeitgeber.

Autor: Klaus Ehringfeld

Weitere Nachrichten zu: Soziales

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz