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Honduras |

"Vieles wird geheim gehalten."

Gleich zwei Wahrheitskommissionen haben den Auftrag herauszufinden, was vor, während und nach dem Staatsstreich im Jahre 2009 in Honduras vorgefallen ist. Unter anderem sollen Menschenrechtsverletzungen dokumentiert werden. Ergebnisse hat bis jetzt allerdings noch keine der Kommissionen veröffentlicht, sagt die Studentin Gabriela Arrita.

Gabriela Arrita ist in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, zu Hause und absolviert derzeit ein Auslandsjahr an der Universität Leiden in den Niederlanden. Sie studiert Internationale Beziehungen.

Blickpunkt Lateinamerika: Haben Sie nach dem Staatsstreich an Demonstrationen teilgenommen?

Gabriela Arrita: Ja. Nach dem Staatsstreich 2009 in Honduras bin ich auf die Straße gegangen. Es gab zwei zeitgleiche Demonstrationen: einmal die der Befürworter des Staatsstreiches –man nennt sie auch die „Weißen“ - und die Anhänger des gestürzten Präsidenten Zelaya – die „Roten“. Ich habe an der Demo der „Weißen“ teilgenommen.

Wie viele Informationen erreichen die Bürger bezüglich der Wahrheitskommission?

Um ehrlich zu sein, nicht besonders viel. Wir wissen nur was in den Medien steht - was sie herausfinden – und das ist nicht viel. Vieles wird geheim gehalten. Darüber hinaus hätte die „Wahrheitskommission“ eigentlich schon längst einen Bericht einreichen müssen. Der ist aber immer noch nicht erschienen.

Es wird immer wieder von Menschenrechtsverletzungen in Honduras berichtet. Menschen werden verfolgt, verletzt oder ermordet. Einige werden vermisst. Das Militär soll daran beteiligt sein. Haben Sie persönliche Erfahrungen dieser Art gemacht?

Nein. Im Gegenteil. Wir haben einen Verwandten beim Militär, der den Staatsstreich miterlebt hat. Auch unter meinen Bekannten gibt es niemanden, der verfolgt oder festgenommen worden ist.

Sie studieren Internationale Beziehungen. Werden die Inhalte Ihres Studiums in Honduras durch die politische Situation beeinflusst?

Ja. An den Privatschulen wird nicht viel über die politische Situation gesprochen. Sie versuchen die Situation in ihren Vorlesungen nicht anzusprechen. Dazu kommt, dass die privaten Universitäten den Staatsstreich unterstützt haben. Auf der anderen Seite wird an der öffentlichen Universität, der Universidad Nacional Autónoma de Honduras, sehr viel über das Thema gesprochen und diskutiert. Die Universität war in zwei Parteien gespaltet, Befürworter und Opposition. Deswegen wird hier am meisten diskutiert. Außerdem ist die Rektorin der Universität gleichzeitig Mitglied in der Wahrheitskommission.

Unterscheidet sich das Studium hier in Europa sehr von dem in Ihrer Heimat?

Ja. Tatsächlich haben wir über komplett andere Themen geredet, es wird alles aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Aber auch hier wird nicht die ganze Wahrheit angesprochen.

Das Interview führte Eleftherios Zavrakidis Herrero.

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