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Chile |

Valparaíso: Chiles solidarische Jugend

Die chilenischen Jugendlichen waren nach dem Brand als erste zur Stelle und packten mit an. Foto: Chile Okulto.
Die chilenischen Jugendlichen waren nach dem Brand als erste zur Stelle und packten mit an. Foto: Chile Okulto.

Am Wochenende vor Ostern wurde die chilenische Hafenstadt Valparaíso von einem verheerenden Brand heimgesucht. 11.000 Menschen verloren dadurch ihre Bleibe und in den ärmsten Randgebieten wurden tausende Häuser zerstört. Aber die Tragödie brachte auch Beeindruckendes zum Vorschein: Die erschütternden Bilder verbrannter Häuser und verzweifelter Menschen wurden recht schnell durch Zeichen großer Solidarität und Hilfsbereitschaft überlagert, die nun, zwei Wochen später, immer noch ungebrochen zu sein scheint.

In spontan entstandenen Hilfszentren sammelten sich innerhalb weniger Tage unüberschaubare Mengen an Kleidung, Nahrungsmittel, Tiernahrung und Windeln, die von Menschen aus dem ganzen Land gespendet wurden. Autos, Busse und Schaufenster sind noch immer mit aufmunternden Parolen bemalt und im ganzen Land finden Benefizveranstaltungen statt, um weitere Spenden zu sammeln, die den Betroffenen in Valparaíso zugute kommen.

Jugend hilft

Besonders die chilenische Jugend hat mit Schaufeln und Schutzmasken ausgestattet bereits am Tag nach dem ersten Feuer die betroffenen Hügel bestiegen, um die zerstörten Grundstücke von Schutt und Asche zu befreien. Studenten aus medizinischen Fakultäten betreuten als Ersthelfer die betroffenen Familien, Schüler brachten Tag für Tag warmes Mittagessen für die unermüdlichen Helfer.

Dies ist insofern bemerkenswert, da die Studenten seit 2011 in erster Linie durch anhaltende Proteste gegen den neo-liberalen Bildungsbegriff aufgefallen waren. Viele jüngere Chilenen setzen sich lautstark für das Recht auf ein kostenfreies und gerechteres Schul- und Universitätssystem ein. Ihre Forderungen bezogen sich unter anderem auf die zu großen Teilen privatisierte und dadurch mit besonders hohen Studiengebühren verbundene Bildung.

Kritik an staatlicher Hilfe

Diese Haltung des chilenischen Staates spiegelt sich, so der Eindruck vieler Chilenen, nun auch in den Hilfsaktionen in Valparaíso wider. In den ersten Tagen nach der Katastrophe spielte der Staat zunächst eine untergeordnete Rolle in den Hilfs- und Spendenaktionen, die stattdessen spontan von der Zivilgesellschaft organisiert wurden.

Als verkündet wurde, dass der Staat seine Hilfe in Form einer elektronischen Gutscheinkarte in Höhe von 200.000 chilenischer Pesos (ca. 260 Euro) pro vom Brand betroffener Person veräußern würde, wurde Kritik laut. Diese Karte kann lediglich in einer der drei großen und multinational agierenden Bekleidungsfirmen in Chile eingelöst werden, nicht jedoch bei kleineren Händlern vor Ort.

Noch viel zu tun

Hier zeigt sich die enge Verbindung zwischen Staat und Privatwirtschaft, die auch die Bereiche Bildung, Gesundheit und Soziales kennzeichnet: Private Universitäten werden mithilfe von Staatsgeldern unterhalten, die private Krankenversicherung und -versorgung wird staatlich subventioniert - und auch in diesem Fall begünstigt der Staat durch die Vergabe von Gutscheinkarten wieder ausschließlich Großkonzerne, an deren er über Steuerabgaben mitverdient. So wird nun ein weiteres Mal gerade vor jenen jungen Menschen, die sich täglich freiwillig und ohne Klagen in den vom Brand betroffenen Gebieten engagieren, gezeigt, dass auch hier der Staat sich seiner Verantwortung entzieht. Stattdessen wird versucht aus dem Leid der Familien, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, Profit zu schlagen.

Die Reaktion der Menschen vollzieht sich nun so, wie sich auch die Studenten in ihren Proteste der letzten Jahre gegen den Staat gewendet haben: mit Streik und der Besetzung besonders politisch aktiver Fakultäten. Und es gibt noch viel zu tun auf den Hügeln von Valparaíso.

Autoren: Anna Grebe, José Pedro Cornejo Santibáñez

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