Ureinwohner bedroht
Indianermissionsrat sieht 18 Indígena-Stämme durch Ausbau von Landwirtschaft und Infrastruktur bedroht.
Der kirchliche Indianermissionsrat CIMI in Brasilien sieht 18 Ureinwohner-Stämme bedroht. Die bislang isoliert im Urwald lebenden Gemeinschaften seien durch eine fehlerhafte Ansiedlungspolitik und den fortschreitenden Ausbau von Infrastruktur und Landwirtschaft bedroht, erläuterte CIMI-Präsident Bischof Erwin Kräutler am Mittwoch zur Eröffnung der Vollversammlung des Rates, die bis Freitag in Luziania im zentralbrasilianischen Bundesstaat Goias tagt.
Die staatlichen Organe kämen ihren in der Verfassung festgelegten Pflichten zum Schutz der Indios nicht nach, bemängelte Kräutler. Stattdessen bevorteilten sie die Ausbeutung von Rohstoffen sowie die Vieh- und Agrarwirtschaft.
Der Bischof forderte die Regierung in Brasilia auf, wie in der Verfassung vorgesehen neue Reservate einzurichten. Es gebe unzählige Anträge für die Demarkierung von Land, doch sei in der Zeit von 2007 bis 2009 nicht ein einziges Reservat registriert worden. Der zuständigen staatlichen Indianerbehörde FUNAI warf der Bischof vor, nicht in der Lage zu sein, die oftmals Jahre dauernden Demarkierungsprozesse zu beschleunigen oder überhaupt durchzuführen.
Zugleich bezeichnete Kräutler die zuletzt durchgeführten Infrastrukturmaßnahmen in der Region als «sehr Besorgnis erregend». Dabei würden die Interessen der Agrarindustrie, von Großgrundbesitzern, Großunternehmen und Banken vertreten. Beim Ziel, das Wachstum zu beschleunigen, würden weder die Wege hinterfragt noch die Auswirkungen in den Bereichen Soziales, Umwelt, Wirtschaft oder Politik berücksichtigt.
Auch die Ansiedlung von Bauernfamilien durch die Nationale Besiedlungs- und Landreformbehörde auf Indioland kritisierte Kräutler. Sie führe zu Konflikten. Zudem gehe die Polizei dabei «fast immer gewaltsam und voller Vorurteile» gegen die Ureinwohner vor. Weiter bedrohe illegales Eindringen von Farmern, Holzhändlern, Fischern, Goldsuchern, Wildjägern oder Schmugglern das Überleben der Indios.
Quelle: kna