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Peru |

Ungesunde Silberfische

“Zángaro, zángaro“ ruft die Verkäuferin auf dem Hauptmarkt in Puerto Maldonado und weiß nicht, dass sie damit einen vergifteten Speisefisch zum Verkauf anbietet. Das Filet vom Zángaro-Wels hat wahrscheinlich doppelt so viel Quecksilber intus, als die Weltgesundheitsorganisation erlaubt. In Europa sind sogar inzwischen Quecksilber-Thermometer verboten wegen ihrer Gesundheitsschädlichkeit. In Puerto Maldonado im peruanischen Amazonasgebiet scheint es niemanden zu kümmern, dass das Hauptnahrungsmittel Fisch einen hohen Quecksilbergehalt aufweist und schwere Nervenstörungen hervorrufen kann.

Unerlaubt hohe Quecksilber-Mengen

Eine vor zwei Jahren erstellte Studie zum Quecksilbergehalt der Speisefische im Amazonasdepartament „Madre de Dios“ weist zwar unerlaubt hohe Quecksilber-Mengen in beliebten Flussfischen nach, sie scheint aber in einer Schublade des Produktionsministeriums in der Hauptstadt Lima verschwunden zu sein. Zumindest hat sie nicht zu strengeren Umweltkontrollen in Madre de Dios geführt.

Wie aber kommt das gefährliche Quecksilber in einen Speisefisch des Madre de Dios -Flusses? Zum einen spielen die Naturgesetze der Trophie eine Rolle: sie beschreiben, wie sich das Quecksilber vom kleinen Fisch bis zum größeren Raubfisch in der Nahrungskette anreichert. Zum anderen gibt es die Gier nach Gold. Und darin liegt die Hauptursache für den hohen Quecksilbergehalt in den Fischen.

Quecksilber als Filterhilfe

18.000 Hektar Wald haben illegale, halblegale und legale Goldsucher im Amazonasgebiet Madre de Dios bereits abgeholzt; sie baggern Flussbetten aus und filtern Tonnen von Flusssand. Dann versetzen sie ihn mit Quecksilber. Denn erst mit Hilfe des Quecksilbers trennen sich die Goldkörnchen, die der Fluss von den Anden herabschwemmt, vom restlichen Flusssand. Sicherheitsvorkehrungen gibt es keine. Wieviel Quecksilber auf diese Weise in den Flüssen des Amazonasgebietes landet, erfährt man, wenn man die Fische untersucht. Oder wenn man untersucht, wieviel Quecksilberdämpfe ungefiltert in die Luft abgehen.

Dämpfe schädigen Organe

Luis Fernández von der Stanford-Universität aus den USA hat sich auf Quecksilber spezialisiert. „30 Prozent des Quecksilbers werden weltweit im Kleinbergbau eingesetzt, 100.000 Menschen sind den Gefährdungen ausgesetzt“, erzählt der ökologe.

Luis Fernandez ist mit einem Technikerteam nach Puerto Maldonado gekommen, um die giftigen Quecksilberdämpfe in den Goldaufkaufläden rund um den Hauptmarkt zu messen. Denn erst in den kleinen Läden wird das Quecksilber mit einem Bunsenbrenner wieder weggebrannt, bis das glänzende Gold zum Vorschein kommt.

Die gefährlichen Dämpfe bleiben in den engen Aufkaufbuden hängen, einige haben immerhin ein rudimentäres Lüftungssystem. „Das lange Einatmen von Quecksilber führt zu chronischen Schädigungen der inneren Organe“, erklärt Luis Fernandez. Mit einem Spezialgerät aus den USA messen seine Techniker die Quecksilberkonzentration in den Goldaufkaufläden. Das Ergebnis will er dem Bergbauministerium in Lima vorstellen, das damit, so hofft er, den Einbau von Abluftanlagen vorschreibt und kontrolliert.

„Es sind kleine, aber konkrete Schritte, damit die Arbeiter ihre Gesundheit schützen können“, meint Luis Fernandez.

Europäer sollen auf Umweltstandards pochen

Die Wurzel des Übels jedoch liegt woanders, meint der peruanische Umweltminister Antonio Brack. Die Abnehmer peruanischen Goldes in Europa sollten darauf pochen, dass Umweltstandards bei der Goldproduktion eingehalten würden „So wie es eine Kampagne gegen die Blutdiamanten gab, so muss es auch eine Kampagne gegen das illegal produzierte Gold aus dem Regenwald geben“, sagte der peruanische Umweltminister.

Solange dies nicht geschieht, hängt die Abholzung des Regenwaldes oder die Vergiftung mit Quecksilber wie ein Blutzoll an jedem Goldbarren, der in europäischen Banken verkauft wird.

Autorin: Hildegard Willer

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