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Brasilien, USA |

Umweltaktivisten kritisieren Brasiliens neue Klimaziele

Die Präsidentint von Brasilien, Dilma Rousseff, versprach, dass Brasilien den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2015 um 37 Prozent und bis 2030 um 43 Prozent verringern werde.  Foto: Senado Federal, CC BY 2.0
Die Präsidentint von Brasilien, Dilma Rousseff, versprach, dass Brasilien den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2015 um 37 Prozent und bis 2030 um 43 Prozent verringern werde. Foto: Senado Federal, CC BY 2.0

Am 27. September hatte Staatspräsidentin Dilma Rousseff auf dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel in New York angekündigt, dass Brasilien den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2015 um 37 Prozent und bis 2030 um 43 Prozent verringern werde. Als Vergleichswert dienen die Emissionen, die im Jahr 2005 freigesetzt wurden.

Brasiliens angestrebter Beitrag zum Klimaschutz ('Intended Nationally Determined Contribution', INDC) soll dazu beitragen, den globalen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert unter zwei Grad Celsius zu halten. Nur wenn diese Obergrenze eingehalten wird, sehen Experten eine Chance auf eine Abwendung der vorhergesagten Klimakatastrophe.

Neues UN-Klimaabkommen

Die einzelnen Länder mussten bis zum 1. Oktober ihre INDCs einreichen. Diese Zusagen werden in ein neues globales UN-Klimaabkommen aufgenommen, das auf dem kommenden Weltklimagipfel vom 30. November bis 11. Dezember in Paris beschlossen werden soll.

Damit Brasilien die gesteckten Ziele erreichen kann, müssten bis 2030 mindestens 45 Prozent des gesamten erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen, zu denen auch Wasserkraft zählt, gewonnen werden. Wie Rousseff betonte, liegt der weltweite Durchschnitt derzeit bei lediglich 13 Prozent.

Der Anteil alternativer Energiequellen wie Wind, Sonne, Biomasse und Ethanol an der Stromproduktion in Brasilien soll von derzeit neun Prozent auf 23 Prozent erhöht werden. Die Regierung will zudem den illegalen Holzschlag im Amazonasregenwald stoppen und verspricht, die Emissionen, die aufgrund des legalen Holzeinschlags entstehen, auszugleichen.

Weitere Versprechen

Die Präsidentin kündigte außerdem an, dass eine Fläche von zwölf Millionen Hektar aufgeforstet und 15 Millionen Hektar degradierten Grünlands zurückgewonnen werden sollten.

Rousseff hob in diesem Zusammenhang hervor, dass Brasilien als eines der ersten Länder auf der Welt absolute Ziele bei der Reduzierung der Treibhausgase festgesetzt habe. Diese Ziele lägen sogar noch höher als die vieler Industriestaaten.

Andere Länder machen den Umfang der Verringerung des Treibhausgasausstoßes von den für die Zukunft vorhergesagten Emissionen abhängig. Diese Schätzungen basieren auf den derzeitigen Raten von Produktion, Verbrauch und Wirtschaftswachstum. Auf dem Klimagipfel
2009 in Kopenhagen hatte Brasilien zugesichert, die Treibhausgasemissionen um 36 bis 39 Prozent unter die für das Jahr 2020 prognostizierten Emissionen zu senken.

Kritik wird laut

Ferretti wirft der Regierung nun vor, die Ziele so niedrig gesteckt zu haben, dass es nur wenig Fortschritt geben könne. 2012 waren die Treibhausgase bereits um 41 Prozent im Verhältnis zum Stand von 2005 gesenkt worden. Dies war vor allem darauf zurückzuführen, dass weniger Amazonaswald abgeholzt wurde. Aufgrund des höheren Verbrauchs fossiler Brennstoffe stiegen die Emissionen danach aber wieder an.

Derzeit setzt der größte Treibhausgasproduzent Lateinamerikas jährlich fast 1,48 Milliarden Tonnen CO2 frei. Die Zielmarke für die Nettoemissionen im Jahr 2030 weicht laut dem Wissenschaftsministerium nicht nennenswert von
dem Stand des Jahres 2012 ab, als Brasilien etwa 1,2 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre schickte.

Gute Vorsätze nur eingeschränkt gültig

Nach Ansicht von Ferretti ist das mangelnde Engagement Brasiliens für die Wälder der größte Schwachpunkt. Das Versprechen, dem illegalen Holzschlag spätestens im Jahr 2030 Einhalt zu gebieten, bedeute, dass die unerlaubten
Praktiken bis dahin toleriert würden, kritisierte der Aktivist, der auch für die Umweltstiftung Boticário tätig ist.

Der ehemalige Parlamentsabgeordnete Liszt Vieira, der zehn Jahre lang den Botanischen Garten in Rio de Janeiro leitete, sieht eine solch lange Frist bei der Bekämpfung illegaler Aktivitäten ebenfalls als Widerspruch. Überdies beziehen sich die geplanten Maßnahmen nur auf das Amazonasgebiet und lassen andere Ökosysteme wie den Cerrado, eine mehr als 200 Millionen Hektar große Savanne, außer acht. In dieser Steppe schreite die Entwaldung in gravierendem Maße voran, warnte Ferretti.

"Brasilien könnte bis 2030 die Entwaldung vollständig zum Stillstand bringen, weil das Land das erforderliche Wissen und die notwendige Technologie besitzt", meint Paulo Barreto, der am Amazonischen Institut für Mensch und Umwelt forscht.

Zukünftige Führungsrolle im Klimagipfel

Mit dem ehrgeizigen Ziel, die Entwaldungsrate auf null zu senken, könnte Brasilien nach Ansicht der Experten auf dem kommenden Klimagipfel eine Führungsrolle übernehmen. Auf diese Weise ließe sich das Ausmaß der Folgen des Klimawandels eingrenzen.

Vieira ist allerdings davon überzeugt, dass Brasilien diese Führungsrolle nach dem ersten Weltklimagipfel in Rio de Janeiro 1992 eingebüßt hat. Über die Zukunft des globalen Klimas würden Großmächte wie China, die USA und
Europa entscheiden.

Autor: Mario Osava

Deutsche Bearbeitung: Corina Kolbe

Quelle: IPS

Foto: Senado Federal,CC BY 2.0

 

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