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USA, Brasilien |

Trump will Amerika weiß machen

Für Lucas Lopes sind die USA seine Heimat. Er hofft darauf, irgendwann seinen illegalen Status aufgeben zu können. Foto: Benjamin Beutler
Für Lucas Lopes sind die USA seine Heimat. Er hofft darauf, irgendwann seinen illegalen Status aufgeben zu können. Foto: Benjamin Beutler

Deine Eltern sind in Deiner Kindheit von Brasilien nach Florida geflüchtet, wo Du aufgewachsen bist. Heute lebst Du in New York, studierst, aber immer noch ohne Papiere…

Lucas Lopes: Damit stehe ich nicht allein da. Es gibt in New York schätzungsweise eine halbe Million Einwohner ohne Papiere. In den ganzen Vereinigten Staaten sind es über elf Millionen Migranten ohne legalen Aufenthalt. Rund 800.000 von ihnen haben seit 2012 unter Präsident Barack Obama den Schutzstatus Deferred Action for Childhood Arrivals, DACA, erhalten, so wie ich. Wer also als Minderjähriger illegal in die USA gekommen ist, der wird für zwei Jahre vor Abschiebung geschützt, kann eine Arbeitserlaubnis erhalten, den Führerschein machen, innerhalb der USA reisen. Und den DACA-Status nach Ablauf wieder neu beantragen. Nach einem nie verabschiedeten Vorgängergesetz, dem „Dream Act“, werden wir „Dreamer“ genannt.

Trump hat den DACA-Abschiebeschutz im September 2017 kassiert, ein Gericht hat im August 2018 seine Wiederaufnahme angeordnet, die Regierung prüft. Was sind die Folgen dieser Trump-Politik, ganz konkret, in Deinem Alltag?

Die Gesetze sind in den Bundesstaaten natürlich verschieden. Aber der Normalfall für Migranten ohne Dokumente, besonders für all jene ohne einen Sonderstatus wie DACA, ist ein Leben als Versteckspiel. Jede Begegnung mit der Polizei kann für sie zur sofortigen Abschiebung führen. Seit die jetzige Regierung ihre Angriffe auf die Migrantengemeinden in den gesamten USA verstärkt hat, leben Migranten unter der erhöhten Angst, dass eine einfache Verkehrskontrolle oder fehlende Dokumente im Job mit Abschiebung enden.

Was sind das für Angriffe?

Seit dem Amtsantritt im Januar 2017 fährt die Trump-Regierung einen Frontalangriff gegen Migranten und Migration. Es ist kein Zufall, dass sich Trumps Politik gegen farbige Migranten richtet. Trumps Pläne gründen im Rassismus. Trump will Amerika weiß machen. Seine Präsidialorder 13769, der sog. „Moslem-Bann“, sollte Menschen aus sieben muslimischen Ländern die Einreise für 90 Tage in die USA verbieten. Das Oberste Gericht hat einen dritten Anlauf des Gesetzes für rechtens befunden, 13769 bleibt also in Kraft. Trump hat auch versucht, das Programm für zeitweisen Abschiebeschutz für Menschen, die vor Naturkatastrophen oder Bürgerkrieg aus Lateinamerika oder Afrike in die USA geflohen sind, zu kippen. Besonders für Migranten ohne Papiere waren die letzten zwei Jahre zwei Jahre des Schreckens.

Du bist Latino. Erlebst Du im Alltag, dass die Gesellschaft durch die Politik Trumps rassistischer wird?

Weiße Vorherrschaft und Überlegenheit, Rassismus, Bigotterie waren Teil der Entstehung der US-amerikanischen Gesellschaft und sind bis heute tief in ihr verwurzelt. Trump hat einer Gruppe von Menschen, die sich vom Wirtschaftswachstum und dem Aufstieg der 1-Prozent-Superreichen abgehängt fühlen, eine Stimme gegeben und sie wieder stark gemacht. Trump benutzt jede erdenkliche Rhetorik, um Migranten und farbigen Menschen die Schuld für die Probleme dieser Leute, der vom Land und der Abgehängten, in die Schuhe zu schieben. Den Hass, der bereits unter der Oberfläche unserer Gesellschaft lag, hat Trump ans Freie geholt. Ich selbst gehe demonstrieren. Ich will zu Ende studieren. Und eines Tages in die Politik gehen, um das Land für all jene, die es Heimat nennen, gerechter und gleicher zu machen.

Wird Amerika Trump noch lange aushalten müssen?

Trump ist für Amerika wie das Aufschneiden eines Verbandes, unter dem eine eklige, nicht abgeheilte Wunde zum Vorschein kommt. Seit seinem Amtsantritt haben politisches Engagement und Aktivismus im ganzen Land zugenommen. Nur die Geschichte wird zeigen, ob wir genug aufgestanden und und stark genug gewehrt haben. Ich bin sehr optimistisch. Der Glaube an eine bessere Zukunft für Amerika lässt mich weitermachen. Wir können uns Pessimismus und Verzweiflung nicht leisten, während diese Regierung, ihre Politik und Überzeugungen uns untereinander spalten und unsere politischen Institutionen zerstören.

Interview: Benjamin Beutler

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