Symbolische Entschuldigung bei Opfern der Diktatur
In einem Staatsakt hat Uruguay gestern seine Schuld gegenüber einigen Opfern von Staatsverbrechen während der Diktatur von 1973 bis 1985 anerkannt. Anlass für diesen Schritt ist ein Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofes (CoIDH), dass den Staat zu einer ganzen Reihe von Wiedergutmachungsmaßnahmen im „Fall Gelman“ verpflichtet hatte.
Dabei geht es um die ermordeten, gewaltsam verschwundenen und illegal adoptierten Angehörigen des argentinischen Lyrikers Juan Gelman. Dieser floh vor der argentinischen Militärdiktatur ins Exil, sein Sohn und seine Tochter wurden 1976 jedoch von der Geheimpolizei umgebracht. Die damals 19-jährige schwangere Schwiegertochter des Dichters wurde nach Uruguay verschleppt und gebar vor ihrem Tod noch ein Mädchen. Erst im Jahr 2000 konnten uruguayische Behörden dazu bewegt werden, den Verbleib seiner Enkelin Macarena aufzuklären.
Kein Akt der Entschuldigung für alle Opfer
Präsident José Mujica unterstrich in einer Ansprache im Parlament die Verantwortung der staatlichen Institutionen bei den Menschenrechtsverbrechen. Der eigentliche Gedenkakt fand in einem ehemaligen geheimen Haft- und Folterzentrum der Geheimpolizei statt, das künftig als Gedenkstätte dienen soll.
Gelman erklärte gegenüber Pressevertretern, der Staatsakt, in dessen Planung auch die Opfer mit einbezogen worden waren, sei kein allgemeiner „Akt der Entschuldigung“ gewesen. Kein Opfer habe sich damit einverstanden erklärt, dass Dritte eine Entschuldigung in ihrem Namen annehmen könnten. Die Anerkennung der Schuld im Fall Gelman markiere „nicht das Ende“ des Prozesses, sei aber „hilfreich“, für eine bessere Aufarbeitung. Im Vorfeld hatte es in Uruguay erhitzte Diskussionen darüber gegeben, wie der Gedenkakt zu bewerten sei.
Schicksal von 200 Menschen bis heute unklar
Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass im Rahmen der „Operation Condor“ in den70er und 80er Jahren, einer Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen den damaligen Militärdiktaturen in Argentinien, Brasilien, Bolivien, Chile Paraguay, Uruguay sowie den USA, etwa 200 uruguayische Staatsbürger gewaltsam verschwunden sind. Etwa 40.000 Menschen wurden während der Militärdiktatur in Uruguay inhaftiert und gefoltert. (bh)