Streit um Bischof-Zitat
In Bolivien vertieft sich der Streit zwischen Koka-Bauern, Regierung und katholischer Kirche. Auslöser der Unstimmigkeiten hatte ein Interview von Cochabambas Erzbischof Tito Solari Anfang der Woche gegeben. Über die zentralbolivianische Koka-Anbauregion Chapare hatte der Vorsitzende der mitgliederstarken Diözese geäußert, dass zu Durchreisenden »Kinder kommen, um Kokain zu verkaufen«.
Bei Regierung und Koka-Bauern hatte dies für teils heftige Proteste gesorgt, die Geistlichkeit solle sich nicht in die Politik einmischen. Mit dieser »inakzeptablen« Aussage werde im In- und Ausland der falsche Eindruck erweckt, dass im Andenland Minderjährige als Drogendealer missbraucht würden, so Innenminister Felipe Cáceres. Der Verband der Koka-Bauern beklagte die »Stigmatisierung von Kindern«. Bischof Solari wurde am Donnerstag ein »48-Stunden-Ultimatum« gesetzt, seine Vorwürfe zu belegen.
»Die Worte von Monseñor Tito Solari verletzen niemanden«, stellte sich Mitte der Woche die bolivianische Bischofskonferenz in einer Erklärung vor den Bischof. Dieser habe »die Integrität und Würde« insbesondere der Jugendlichen zu verteidigen gesucht, die »sich in dieser illegalen Aktivität wiederfinden«, so Auxilar-Bischof Óscar Aparicio von La Paz. Staatspräsident und Ex-Kokabauer Evo Morales rief die Cocaleros, die ein wichtiges Wählerklientel seiner Regierungspartei sind, derweil zu Besonnenheit auf. Im selben Atemzug nannte er Solari den »besten Pressesprecher« der Vereinigten Staaten. Seit Mitte der 1980iger Jahre hatten US-Behörden im Chapare den »Krieg gegen den Narko-Terrorismus« geführt, die Militarisierung der Region hatte regelmäßige Verstöße gegen die Menschenrechte zur Folge. (bb)