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Kuba, USA |

Sternenbanner am Karibikhimmel

Die Wiedereröffnung der US-Botschaft auf Kuba nährt die Hoffnung auf Annäherung.  Foto: picture-alliance/dpa/DEPARTMENT OF STATE
Die Wiedereröffnung der US-Botschaft auf Kuba nährt die Hoffnung auf Annäherung. Foto: picture-alliance/dpa/DEPARTMENT OF STATE

John Kerry ist der erste US-Außenminister seit 70 Jahren, der die Karibikinsel besucht. In seiner Ansprache zur Wiedereröffnung der US-Botschaft in Havanna nach 54 Jahren wandte er sich auf Spanisch an die Kubaner: "Die Vereinigten Staaten begrüßen diesen Neuanfang. Wir wissen, dass der Weg zu einer vollständigen Normalisierung der Beziehungen lang ist, deshalb müssen wir damit sofort beginnen."

Kerry, der bereits im Jahr 2000 als Präsidentschaftskandidat und amtierender Senator des US-Bundesstaates Massachusetts in Havanna gewesen war, erinnerte an die konfliktreiche Geschichte der beiden Länder seit der Revolution und zugleich an die Veränderungen in der Welt. Als Beispiel nannte er den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands.

Jahrzehntelangen guten Absichten zum Trotz habe die Politik der Vergangenheit nicht zu "einer demokratischen Transition" in Kuba geführt. Dennoch würden die USA weiterhin auf die Einhaltung der Menschenrechte und demokratischer Prinzipien drängen. Die Verantwortung für Natur und Qualität der Staatsführung indes ruhe nicht bei einer äußeren Macht: "Schließlich ist es an den Kubanern selbst, die Zukunft Kubas zu gestalten", so Kerry.

Die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen werde den Bürgern beider Länder zugute kommen. "Alles, was Menschen trennt, ist eine Sünde gegen die Menschheit", sagte Kerry mit den Worten des kubanischen Nationaldichters José Martí und fuhr erneut auf Spanisch fort: "Wir sind zuversichtlich, dass dies der Moment ist, uns anzunähern: zwei Völker, nicht mehr Feinde oder Rivalen, sondern Nachbarn. Es ist Zeit, unsere Fahnen zu hissen und dem Rest der Welt zu sagen: Wir wollen das Beste füreinander."

Unter Schweizer Schirmherrschaft

Inoffiziell hatte die US-Botschaft bereits am 20. Juli ihre Arbeit aufgenommen; die Flaggenzeremonie ist daher vor allem von symbolischer Bedeutung. Bildträchtig markiert sie das Ende des Kalten Krieges in der Karibik und den Beginn der nun anstehenden Arbeit hin zu einer vollständigen Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba.

Im Morgengrauen hatten Arbeiter den Schriftzug "Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika" an der Fassade der bisherigen US-Interessensvertretung angebracht, die nun auch für alle Welt sichtbar aufhört, Interessensvertretung unter der Schirmherrschaft der Schweiz zu sein.

Die Wohnhäuser rund um die US-Botschaft waren mit kubanischen Flaggen geschmückt; die 140 Flaggenmasten direkt vor dem Botschaftsgebäude hingegen blieben bis auf eine einzige kubanische Flagge leer.

Die Masten waren 2006 errichtet und damals mit schwarzen Flaggen bestückt worden. Es war die Antwort des kubanischen Staates auf den elektronischen "Newsletter" - ein großer Bildschirm an der Fassade der Interessenvertretung, über den die US-Amerikaner Botschaften an die Kubaner senden.

Fidel Castro feiert Geburtstag

Seit den frühen Morgenstunden hatten sich Hunderte Anwohner und Schaulustige an der Uferpromenade Malecón, unweit der weiträumig abgesperrten US-Botschaft versammelt, um der Zeremonie aus der Ferne beizuwohnen.

In den offiziellen kubanischen Medien dagegen wurde die Botschaftseröffnung im Vorfeld eher am Rande behandelt. Die Parteizeitung Granma widmete ihre morgendliche Titelseite dem 89. Geburtstag von Revolutionsführer Fidel Castro am Vortag.

Einen Tag vor der Zeremonie in der US-Botschaft in Havanna hatte der "maximo líder" die USA mal wieder zu Reparationszahlungen für die Schäden der Blockadepolitik gegenüber Kuba aufgefordert. Zugleich erinnerte er an die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki.

Im Anschluss an die Flaggenzeremonie in der Botschaft traf John Kerry seinen kubanischen Amtskollegen Bruno Rodríguez Padilla. Beide waren bereits am 20. Juli in Washington zusammengekommen - an jenem Tag war die kubanische Vertretung in der US-Hauptstadt mit einer ähnlichen Zeremonie wiedereröffnet worden.

Gegenseitige Forderungen

Seit US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro im Dezember ein neues Kapitel in den Beziehungen beider Länder aufgeschlagen haben, hat es bereits eine Reihe bilateraler Treffen gegeben, bei denen Themen wie Migration, Luftverkehrssicherheit, Umweltschutz sowie der Kampf gegen Terrorismus, Epidemien und Drogenhandel behandelt wurden.

In Washington hatte Rodríguez Kubas Prioritäten klargemacht: Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba, Rückgabe der US-Militärbasis in Guantánamo und Entschädigung für die durch die Blockadepolitik und Terrorakte gegen Kuba verursachten Schäden.

Die US-Seite fordert ihrerseits die Rückgabe US-amerikanischen Besitzes, der nach dem Triumph der Revolution in Kuba verstaatlicht wurde, oder entsprechende Entschädigungen.

Nun wehen die Flaggen über den Botschaften der ehemaligen Erzfeinde wieder. Sie bilden die formelle Grundlage, die noch bestehenden Gegensätze zu überbrücken. Und sie geben Hoffnung, dass es irgendwann gelingen könnte.

Autor: Andreas Knobloch aus Havanna
Quelle: Deutsche Welle

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