Steigende Polizeigewalt in Rio: über 400 Tote im ersten Quartal
Die Favela Morro dos Cabritos, Tabajaras, in Rio de Janeiro (Foto: Adveniat/Florian Kopp)
Die Gewalt von Polizei gegen Bewohnerinnen und Bewohner von Armensiedlungen in Rio de Janeiro ist unter der Regierung des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro auf ein Rekordmaß angestiegen. Wie lokale Medien berichten seien in 2019 im Schnitt jeden Tag fünf Menschen von Polizisten erschossen worden. Offiziellen Angaben zufolge seien von Januar bis April insgesamt 434 Menschen getötet worden.
Im Jahr 2018 waren es im selben Zeitraum 368 Polizeigewalt-Opfer gewesen, ein Anstieg der Todesopfer um 18 Prozent. Noch nie seit Einführung der Messungen im Jahr 1998 seien so viele Menschen durch Polizeikugeln getötet worden, berichtet die Tageszeitung „O Globo“. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die neue Linie von Bolsonaro und dem Gouverneur von Rio, Wilson Witzel von der sozial-christlichen Partei (PSP), in der Verbrechensbekämpfung. Die meisten Polizeieinsätze werden in Armenvierteln durchgeführt. Neben der massiven Aufweichung des Schusswaffengebrauchs für Polizisten per Gesetz führen auch gezielte Tötungen von Verdächtigen durch Scharfschützen zu mehr Opfern, was von Menschenrechtsorganisationen als außergerichtliche Hinrichtungen verurteilt wird.
Acht Tote bei Einsatz in Favela
Zuletzt am Montag, den 6. Mai 2019, war es in der Armensiedlung Maré, unweit vom internationalen Flughafen von Rio de Janeiro, zu einem Polizei-Helikoptereinsatz gekommen, wobei aus der Luft, wie in einem Krieg, in die Favela geschossen wurde, berichtet „O Globo“. Bei dem Schusswechsel zwischen Polizei und Kriminellen seien acht Menschen getötet worden.
