Staatsanwalt will Sektenkirche die Konten sperren
Sao Paulo. Neuer Ärger für die brasilianische "Universalkirche vom Reich Gottes" (Igreja Universal do Reino de Deus). Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Sao Paulo beantragte, alle Konten und Güter der evangelikalen Sekte im Land einzufrieren, wie brasilianische Zeitungen am Sonntag berichten. Unterstützung kommt demnach von der Staatsanwaltschaft New York, die Ende vergangener Woche ein eigenes Verfahren gegen "Universal" eingeleitet und die Offenlegung all ihrer Konten in den USA beantragt habe.
Gegen den Sektengründer Edir Macedo und neun weitere Personen aus der Führungsriege wird in Brasilien seit August wegen Veruntreuung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung ermittelt. "Universal" soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft Sao Paulo in den Jahren 2003 bis 2008 etwa 1,5 Milliarden Euro über Banken in Steueroasen gewaschen und danach in brasilianische Unternehmen angelegt haben. Das Geld stammt den Berichten zufolge vor allem aus brasilianischen Spenden.
Laut Verfassung des südamerikanischen Landes müssen auf Kirchenspenden keine Steuern gezahlt werden. Allerdings dürfen die Gelder ausschließlich für die Arbeit der jeweiligen Religionsgemeinschaft verwendet werden. "Universal" hat in den vergangenen Jahren unter anderem ein aus Fernsehsendern, Radiostationen und Internetportalen bestehendes Medienimperium zusammengestellt, das die Botschaften der Sekte landesweit verbreitet.
In dem New Yorker Verfahren stützt sich die Staatsanwaltschaft laut Bericht auf Dokumente, die die Staatsanwaltschaft in Sao Paulo weitergereicht habe. "Universal" soll demnach in den USA über 15 Konten zur Geldwäsche verfügen.
Die 1977 gegründete "Universalkirche" gehört mit mehreren Millionen Anhängern zu den größten Pfingstkirchen Brasiliens. Nach eigenen Angaben verfügt sie derzeit über 4.500 Tempel in etwa 1.500 Städten. Ihr Gründer Macedo wurde in den 1990er Jahren wegen Scharlatanerie angeklagt.
Laut einer im Oktober veröffentlichten Studie nehmen evangelische Kirchen und Gemeinschaften in Brasilien pro Monat insgesamt rund 400 Millionen Euro Spenden ein. Davon entfielen rund 170 Millionen Euro auf traditionelle evangelische Kirchen wie Presbyterianer und Baptisten, der Rest auf charismatische Sekten wie "Universal". Die Spenden für die katholische Kirche des Landes beziffert die Studie auf monatlich umgerechnet 260 Millionen Euro.
Der Untersuchung zufolge erklären sich gut 23 Prozent der Brasilianer als Anhänger evangelischer Kirchen und charismatischer Sekten, 59 Prozent als katholisch. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 hatten noch 74 Prozent als ihre Konfession katholisch angegeben; die Zahl der Evangelischen lag damals bei 15 Prozent.
Quelle: kna