Sondergerichte für misshandelte Frauen
In Guatemala befassen sich drei eigens hierfür geschaffene Gerichte mit Fällen der weitverbreiteten Gewalt gegen Frauen, die von Misshandlung bis Mord reicht. Bislang wurde das Thema eher verschwiegen behandelt, und wenn, dann zum Nachteil der Frauen und zum Vorteil der Männer. Grundlage der Sondergerichte ist das vor zweieinhalb Jahren in Guatemala erlassene Gesetz gegen Mord an und Gewalt gegen Frauen. Jeden Tag werden zwei Guatemaltekinnen ermordet - mit Schuss- oder Stichwaffen, durch Schläge oder Strangulierung.
Männer beargwöhnen Sondergerichte
Die Richterin Ana María Rodríguez, Präsidentin des Gerichts, möchte Frauen ermutigen, Gewalt anzuzeigen. In einem Interview erklärte sie, die Schaffung von Sondergerichten für Gewalt gegen Frauen sei in Guatemala auf Argwohn gestoßen. Warum gebe es dann nicht auch eigene Gerichte für Männer, habe die Frage gelautet. Die Erwartungen in der Gesellschaft seien ganz unterschiedlich. Während die einen hofften, dass die Sondergerichte gut funktionierten, wünschten andere dies eher nicht.
Tief verwurzelte Machokultur
Was die Arbeit erschwere, sei, dass es in vielen Prozessen Frauen dann doch auf eine Anklage verzichteten - sei es aus Angst, Druck, den der Mann ausübe, oder aus finanzieller Abhängigkeit vom Partner. Es handele sich um einen Kreis der Gewalt. Grundsätzlich komme es aber darauf an, Frauen einen besseren Zugang zur Justiz zu verschaffen, denn Schläge und Schreie blieben sonst unbemerkt. Die Machokultur halte Gewalt gegen Frauen für etwas Normales. Richterin Rodríguez rechnet für Ende Januar 2011 mit dem ersten Urteilsspruch. (bs)
Quelle: Adital