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Schuld und Sühne in Sinaloa

Es ist ein nichtiger Anlass, doch er hat Konsequenzen: Victor, ein wortkarger Hüne mit unschuldigem Gesicht, gerät wegen einer Bagatelle in Streit mit „The Selfie“, einem jugendlichen Gangmitglied. Nur kurz darauf findet Victor seine Hunde ermordet vor. Bewaffnet begibt er sich auf die Suche nach dem vermeintlichen Täter.

Ihn aufzuspüren, erweist sich jedoch als schwierig. Mit seinem Pick-Up zieht Victor durch die Gegend und geht einzelnen Hinweisen nach. Statt Selfie trifft Victor zunächst aber nur eine Reihe schräger, skuriller Typen, darunter einen überdrehten Tätowierer, einen missionarischen Black-Metal-Musiker und einen unsympathischen, in Sinaloa lebenden US-Amerikaner. Diese Begegnungen im Spielfilm „Los Débiles“ (The Weak Ones) haben sogar etwas Amüsantes auch wenn es so scheint, es brauche nur ein Fingerschnippen, damit die Stimmung kippt und eine Katastrophe passiert.

Gewalt bleibt unterschwellig gegenwärtig

Gedreht wurde das Debüt des Mexikaners Raúl Rico und des aus Venezuela stammenden Eduardo Giralt Brun in der Umgebung Mazatláns, der Hauptstadt Sinaloas jenes Bundesstaates an der Pazifikküste Mexikos, der fest in den Händen der Drogenkartelle ist und zu den gefährlichsten Regionen des Landes zählt. Raúl Rico kommt aus Mazatlán.

Die beiden Filmemacher haben sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie sie mit der Gewalt in Mexiko umgehen sollten, ohne diese plakativ auszustellen, erzählen sie im anschließenden Publikumsgespräch bei der Berlinale, wo der Film gerade in der Sektion Internationales Forum des Jungen Films läuft. Im Ergebnis ist Gewalt in „Los Débiles“ zwar immer unterschwellig präsent in den Radionachrichten und den Spielen der Kinder ebenso wie in den Geschichten und der Körpersprache der Menschen –, zu ihrem offenen Ausbruch kommt es aber nicht.

Laiendarsteller spielen sich selbst

Allerdings gewinnt man beim Zuschauen den Eindruck, die Regisseure konnten sich nicht ganz entscheiden, ob sie eine Groteske über Gewalt oder einen genre-typischen Schuld-und-Sühne-Thriller drehen wollten. Dafür erhält man Einblicke in Leben und Landschaft eines mexikanischen Bundesstaates, der es sonst allenfalls mit Horrormeldungen in die Nachrichten schafft, und folgt Victor bei seinem in gleißendes Sonnenlicht getauchten Road-Trip über Schotterpisten, Autobahnraststätten, Tankstellen, Schrottplätze und stillgelegte Fabriken. Das Tempo des Films passt sich dabei der tropischen Langsamkeit Sinaloas an.

Gedreht wurde „Los Débiles“ mit wenig Geld in nur 27 Tagen und ausschließlich mit Laiendarstellern. Dass diese authentisch wirken, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass sie sich überwiegend selbst spielen. Dramaturgisch wirkt der Film aber gelegentlich wie eine noch nicht ganz ausgereifte Skizze. Mit nur 65 Minuten reicht er auch nicht an die übliche Spielfilmlänge heran. Das Ende nimmt dann, wenn es auch etwas abrupt kommt, eine durchaus überraschende Wendung.

Authentischer Erstlingsfilm mit dramaturgischen Schwächen

Mit „Los Débiles“ ist Raúl Rico und Eduardo Giralt Brun ein nicht durchweg stimmiger, aber dennoch interessanter Erstlingsfilm gelungen. Beide halten die Gewalt in Mexiko für ein tiefsitzendes kulturelles Problem, das nur schwer zu überwinden sein wird. Gleichzeitig haben sie bei den Dreharbeiten junge Menschen getroffen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als aus ihrem bisherigen Leben auszubrechen. Als Beispiel führen sie einen Jugendlichen an, der als „sicario“ arbeitet, als Auftragskiller der Drogenmafia, und nach eigenen Angaben bereits mehrere Menschen getötet hat. Sein Traum ist es aber, kreativ zu werden und Musik zu machen.

Autor: Ole Schulz

Los Débiles“ (The Weak Ones), Mexiko 2018, ist bei der Berlinale noch einmal am Donnerstag, den 22. Februar, um 21. 30 Uhr im CineStar 8 im Sony Center, Potsdamer Straße 4, 10785 Berlin, zu sehen.

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