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Kuba |

Schreiben daheim oder in der Fremde

Viele zeitgenössische Romane und Erzählungen aus Kuba kreisen um einen Themenbereich, der direkt auf die Situation ihrer Verfasser verweist: Heimat und Fremde sowie die Außensicht auf die Geschehnisse in der Heimat, die viele Intellektuelle verlassen haben. Eine Hinführung zu diesem Thema bietet derzeit eine Fotoausstellung in der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts (IAI) in Berlin. Gezeigt werden 14 von der deutschen Fotografin Anna Weise erstellte Porträts von kubanischen Schriftstellern.

Die großformatigen Aufnahmen hängen auf beiden Seiten des zentralen Teils des IAI-Lesesaals. Sie werden ergänzt durch Zitate aus den Hauptwerken der dargestellten Personen sowie kurzen biographischen Informationen. Zu sehen sind sowohl Autoren, die auf Kuba arbeiten und dort verlegt werden, als auch solche, die sich seit Jahren im Exil aufhalten und fast ausschließlich zu einem ausländischen Publikum sprechen. Leonardo Padura, wohnhaft in Havanna und bei uns bekannt für seine sozialkritischen Kriminalromane, ist ebenso vertreten wie Amir Valle, dessen auf sechs Bände konzipierter Thrillerzyklus nicht in seiner Heimat erscheinen darf und dem 2005 die Einreise nach Kuba verweigert wurde. Das Porträt von Raúl Rivero, der aufgrund regimekritischer Äußerungen und als Gründer der unabhängigen Presseagentur „Cuba Press“ eineinhalb Jahre inhaftiert war, entstand 2005 im Garten des Berliner Literaturhauses. Auf einer deutschen Baustelle posierte der in der kubanischen Hauptstadt lebenden Pedro Juan Gutiérrez, Autor der „Schmutzigen-Havanna-Trilogie“.

Die Initialzündung für das Projekt fand bereits 1993 statt. Damals besuchte Anna Weise den im Madrider Exil lebenden Jesús Díaz, dem nach einem Stipendienaufenthalt in Europa die Rückreise nach Kuba verweigert worden war. Díaz´ Porträt, das einzige in Schwarzweiß, hängt gleich am Anfang des Bilderreigens. Das kurze Zitat aus seinem Buch „Erzähl mir von Kuba“ fängt sehr gut den Schmerz über die Fluchtbewegungen der 90er Jahre und die erzwungenen Abschiede von der Heimat ein: Díaz spielt mit der revolutionären Parole „Patria o muerte“ („Vaterland oder Tod“) und impliziert mit galligem Humor, dass man in Zeiten von massenhafter Flucht nach Florida besser von „Miami o muerte“ sprechen solle.

Nach dieser ersten Begegnung las sich Anna Weise gezielt in die neuere literarische Produktion aus Kuba ein. In den Folgejahren kam es zu zahlreichen Treffen mit Autoren, und die Sammlung von Fotografien wuchs ständig. Obwohl Weise meistens ohne Auftrag einer Redaktion oder einer Organisation anfragte, erhielt sie in aller Regel positive Reaktionen. Ihre Arbeiten entstanden am Rande von Lesungen oder auf der Frankfurter Buchmesse. Darüber hinaus reiste sie nach Kuba, wo sie viel über die Arbeitsbedingungen von Literaten sowie über die nationale Buchproduktion und Verlagsszene erfuhr.

Die aktuelle Ausstellung bietet den Besuchern eine bildlich-textliche Hinführung zu einer überschaubaren Auswahl von kubanischen Schriftstellern. Die knappen Zitate sind dabei kaum mehr als Appetithappen, die Lust auf umfangreichere literarische Entdeckungen machen sollen. Und die sind im IAI, das eine der größten spanischsprachigen Bibliotheken der Welt unterhält, ohne Zweifel innerhalb kürzester Zeit greifbar.

Autor: Thomas Völkner


Ausstellung „Heimat – Fremde – Exil“
14. Januar bis 14. Februar 2011
im Lesesaal des Ibero-Amerikanischen Instituts
Mo-Fr 9.00-19.00 Uhr
Sa 9.00-13.00 Uhr

Homepage der Fotografin:
http://www.anna-weise.de/

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