Santos lehnt Auslieferung von FARC-Chef an USA ab
In einem Exklusiv-Interview mit dem britischen Nachrichtensender BBC zum Friedensprozess zwischen Staat und Linksguerilla FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia - Ejército del Pueblo) hat Kolumbiens Präsident Manuel Santos die Auslieferung von FARC-Chef Rodrigo Londoño, auch bekannt als "Timochenko", eine klare Absage erteilt. Die USA haben auf Londoño ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt.
"Diese Belohnung von fünf Millionen US-Dollar auf Timochenko wird verschwinden müssen, denn ich werde ihn nicht ausliefern", so der konservative Staatschef im britischen TV-Interview im Nariño-Präsidentenpalast. "Können Sie sich vorstellen, dass ein Guerilla-Anführer einen Friedensprozess verhandelt, um dann eine lebenslange Haftstrafe in den USA zu verbüßen? Das ist absurd", stellte sich der Ex-Verteidigungsminister Kolumbiens, der eine Friedenstaube als Anstecker am Anzugrevers trug, gegen die Auslieferung an die US-Justiz.
Auf die Frage, ob bereits im März 2016 mit einem Friedensvertrag mit beiden Guerilla-Organisationen, FARC und der kleineren ELN, zu rechnen sei, antwortete Santos, dass dies "ideal wäre". Allerdings könne auch er keinen Fahrplan voraussagen. Jede Gruppe habe "seine eigene Dynamik und eigene Interessen". Mit der ELN werden derzeit offizielle und geheime Sondierungsgespräche geführt. Es gelte beide Bürgerkriegsgruppen unter einen Friedensvertrag zu vereinen, um Gewalt durch eine Gruppe nach Friedensschluss zu verhindern, so der Präsident. (bb)
Foto: Ministerio TIC Colombia, CC BY 2.0