Rios Tourismusbüro "versteckt" Favelas auf Stadtplänen
Rund ein Fünftel der Bevölkerung, 1,4 Millionen Bürger, lebt in den zahlreichen Favelas in Rio. Anstelle dieser Stadtviertel erscheinen auf den vom städtischen Tourismusbüro Riotur verteilten Plänen Grünflächen, die nicht existierende Wälder suggerieren.
Bereits anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Spiele 2016 hatte die Stadtverwaltung die Favelas in ihrem Werbematerial versteckt. Das habe Tradition, kritisiert der Geograf Jailson de Souza e Silva von der Nichtregierungsorganisation "Observatorio das Favelas". Bereits im Vorfeld der 1992 in Rio abgehaltenen UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung habe es die Anweisung gegeben, die Favela zu verstecken. "Damit weiterzumachen, ist also ein Rückschritt um mindestens 25 Jahre."
Riotur gab an, auf den Stadtplänen lediglich die touristisch interessanten Orte angeben zu wollen. Deshalb habe man die Armenviertel ausgespart. Dabei verweist das von Riotur verteilte Material durchaus auch auf Sehenswürdigkeiten in den Favelas. So werden etwa in der berühmten Südzone von Rio Besichtigungstouren durch Favelas angeboten. Allerdings ist die Sicherheitslage in vielen Armutsvierteln kritisch, der Polizei ist die Kontrolle selbst über bisher als sicher geltende Favelas der Südzone entglitten. Ende 2016 wurde eine italienische Touristin erschossen, die im beliebten Ausgehviertel Santa Teresa aus Versehen eine von Drogenbanden beherrschte Favela betrat. Auch rund um die weltberühmte Christus-Statue kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen.
Quelle: KNA