Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Politik |

Reaktionen auf das Ergebnis der deutschen Bundestagswahl

Ersmals sitzen auch Abgeordnete der Partei Alternative für Deutschland (AfD) im deutschen Bundestag. Foto: Manele R.
Ersmals sitzen auch Abgeordnete der Partei Alternative für Deutschland (AfD) im deutschen Bundestag. Foto: Manele R.

Kaum eine Zeitung in Lateinamerika, in der das Wort "Nazis" in der Überschrift nicht fehlte. "Merkel gewinnt, aber die Ultrarechte gewinnt an Boden", schrieben die Tageszeitungen zwischen Mexiko und Chile.

Deutschland wurde bislang als ein Land wahrgenommen, das frei war von demokratischen Turbulenzen, das für Verlässlichkeit und Stabilität stand. Der Einzug der AfD in den Bundestag, vor allem aber in dieser Stärke, hat Lateinamerika überrascht. Dass es in Deutschland eine so breite Anhängerschaft für Rechtspopulisten gibt, wird zwischen Acapulco und Feuerland mit großer Sorge aufgenommen.

Das bislang makellose Deutschlandbild hat durch das Wahlergebnis Risse bekommen. "Die deutsche Ultrarechte hat mit den Resultaten ein Tabu gebrochen", schrieb die Tageszeitung "El Tiempo" aus Bogota. In Buenos Aires schrieb "Clarin": "Merkel gewinnt die Wahl, aber fast 90 Neonazis kommen ins Parlament." Und in Mexiko berichtet "El Universal": "Merkel verpflichtet sich, die Stimmen der Ultrarechten zurückzuholen." In Rio de Janeiro schrieb "O Globo": "Merkel räumte ein, ein besseres Ergebnis erwartet zu haben."

Merkel als Stabilitätsgarantin

Neben dem hohen Stimmenanteil für die AfD beherrschten aber auch die Bilder und die Nachrichten der spontanen Gegendemonstrationen als Reaktion auf das Abschneiden der AfD die Berichterstattung. Fast alle lateinamerikanischen Medien gingen auf die Anti-AfD-Demos in einigen deutschen Städten ein. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos stellte das aus seiner Sicht positive am Resultat heraus. "Angela Merkel, eine große Freundin Kolumbiens" habe gewonnen. Das sei eine gute Nachricht für sein Land und den komplizierten Friedensprozess in dem südamerikanischen Land, so Santos, der im vergangenen Jahr wegen seiner erfolgreichen Verhandlungen mit der Guerilla-Organisation FARC den Friedensnobelpreis erhielt. Hier wird Merkel in einer Welt zunehmender unkalkulierbarer Risiken vor allem als Stabilitätsgarant gesehen. Und Stabilität ist das, was der fragile Friedensprozess derzeit am meisten braucht.

Nun blickt Lateinamerika erst einmal auf die Regierungsbildung in Berlin. Wer in Bonn regiert, hat schließlich Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit Deutschland. Besonders spannend: Wird eventuell ein grüner oder ein liberaler Politiker neuer Außenminister? Eine neue Ausrichtung der Außenpolitik erwarten die meisten Kommentatoren nicht, wohl aber eine Neujustierung der Flüchtlingspolitik. Die Wahlen in Deutschland werden für eine verstärkte Abschottung des Kontinentes vor den Flüchtlingsströmen aus Afrika sorgen, kommentieren viele Blätter. Innerhalb der europäischen Union werde Merkels Position geschwächt. Deutschland habe nun erst einmal mit sich selbst zu tun und werde nicht mehr so eindeutig Europa anführen.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz