Rap aus der Villa 31
Das argentinische TV-Programm "El Noticiero de la Gente" hat die jungen Rapper besucht und später ins Studio eingeladen.
In den Texten der jungen Musiker geht es um Respekt, Gewalt und Armut. "Die Musik gibt uns die Möglichkeit, etwas über die Realität des Lebens in unserem Viertel und in unserer Gesellschaft zu erzählen. Unsere Lieder haben immer eine Botschaft", sagt Jorge Barrios (17), der als Müllsammler arbeitet. "Ich sorge dafür, dass es bei uns im Viertel immer sauber ist."
Video-Audienz beim Papst
Unterstützt werden die Jungs dabei von "Scholas Occurentes" einer Organisation für Kinder und Jugendliche, die von Papst Franziskus direkt gefördert wird. Und der zeigte sich vor ein paar Tagen beeindruckt, als er aus dem Vatikan per Video-Audienz live in das Viertel "Villa 31" geschaltet wurde. Auf der anderen Seite des Bildschirms warteten die "Raperos", um ihrem Landsmann eine kurze Kostprobe von dem zu geben, was sie im Musikraum der "Scholas Occurentes" und den Straßen ihres Barrios musikalisch umsetzen. "Ich sage es dir ganz ehrlich, unser Viertel Villa 31 behandeln wir mit Respekt", rappt Jorge Barrios. Am Ende des Songs klatschte der Papst begeistert und hob zur Anerkennung den Daumen. Die Initiative "Scholas Occurentes" hat sich unter anderem zur Aufgabe gesetzt, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben und sie bei ihrer kreativen Arbeit zu unterstützten. Für viele Argentinier bedeutet die "Villa 31" vor allem Armut, Drogen und Gewalt. Für die Jungs von "Primero Street" ist sie aber eine Heimat, die sie ganz anders erleben und über die sie gerne rappen.
Scholas Occurentes stellt Räume zur Verfügung
"Ich habe zu rappen gelernt. Zunächst für mich alleine", berichtet Bandkollege Daniel Ozuna über seine Anfänge mit dem Rap. Vor anderthalb Jahren hat er begonnen, seine ersten Texte zu schreiben und im eigenen Zimmer auszuprobieren. Irgendwann fanden die drei zusammen, gründeten ihre eigene Gruppe mit dem Namen "Primero Street" und probierten in den Räumen von "Scholas Occurentes" neue Rhythmen und Texte aus. "Die Jungs können sich hier ausprobieren", berichtet Milena Suyai, eine der Mitarbeiterinnen von
"Scholas Occurentes" dem Sender. "Für die Jugendlichen ist das hier ein Treffpunkt geworden. Hier verbringen sie oft einige Stunden am Tag." Sie setzen um, was sie täglich an dem "verfluchten Ort", wie sie die "Villa 31" in einem ihrer Songs nennen, mit eigenen Augen sehen und erleben.
Musik-Clip als Zeitzeugendokument
Musiker Manuel Tonnelier, ein Kollege Suyais, unterstützt die Gruppe bei allen Fragen rund um die Produktion und mit der Gitarre. "Wir machen ein Konzept, das aus drei Punkten besteht. Die Jungs komponieren zunächst zusammen, dann folgt die Aufnahme des Liedes und schließlich die Produktion eines Videoclips." Heraus kommt am Ende nicht nur ein kleiner Song, sondern auch ein Dokument von Zeitzeugen direkt aus der "Villa 31", in die so viele Argentinier noch nie einen Fuß gesetzt haben.
Autor: Tobias Käufer