Quecksilber-Konvention soll Gesundheit schützen
Benannt ist das Abkommen nach der japanischen Stadt Minamata, die ein Synonym ist für die großen gesundheitlichen Risiken, die sich aus der Verwendung von Quecksilber ergeben. 1956 erkrankten in der Region Minamata Tausende von Menschen an mit Quecksilber belastetem Fisch, den sie gegessen hatten. Die Zahl der Toten wird auf etwa 3.000 geschätzt. Verursacher war ein Chemiewerk, das seine Abwässer ungereinigt ins Meer einleitete.
74 Staaten haben das völkerrechtlich verbindliche Abkommen aus dem Jahr 2013 bislang unterzeichnet. Uruguay ratifizierte Minamata als erstes lateinamerikanisches Land im September 2014. Es folgten Nicaragua, Mexiko, Panama, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Honduras und Peru. Als einziges mittelamerikanisches Land hat Guatemala das Abkommen noch nicht ratifiziert, ebenso in Südamerika die Bergbaunation Chile.
Das vor allem im illegalen Bergbau unkontrolliert verwendete Quecksilber gelangt häufig in die Umwelt und gefährdet somit die Gesundheit der Menschen in den betroffenen Regionen. Quecksilber in hoher Konzentration wurde aber zum Beispiel auch im Gefieder von Pinguinen, die abgelegen in Feuerland leben, gefunden.
Illegal tätige Goldschürfer schaden der Umwelt
Das Minamata-Abkommen verpflichtet zur Reduzierung der Verwendung von Quecksilber und dem Handel mit selbigem. Außerdem muss die Entsorgung geregelt werden. Die Inbetriebnahme neuer Quecksilberminen ist verboten, ab 2020 Herstellung, Import und Export von Produkten, die Quecksilber enthalten. Das giftige Schwermetall gelangt zudem auch auf natürliche Weise in die Umwelt: bei Vulkanausbrüchen, Waldbränden oder schlicht bei der Verwitterung von Felsgestein. Das meiste Quecksilber aber bringt der Mensch in die Umwelt, vor allem durch Einsatz beim illegalen Goldschürfen. Das nicht abbaubare Quecksilber verbleibt in der Umwelt. eine Vergiftung mit dem Schwermetall lässt sich nicht heilen.
Quecksilber lagert sich in Fischen und Muscheln ab
Zwar gibt es in Lateinamerika keinen Abbau von Quecksilber, in einigen Ländern entsteht es aber als Beiprodukt beim großräumigen Goldabbau. Am stärksten gefährdet sind Menschen, die Fisch und Muscheln essen, in denen sich Quecksilber hochkonzentriert ablagert. Andere wiederum sehen sich am Arbeitsplatz regelmäßig dem Schwermetall ausgesetzt. Schon eine geringe Kontaminierung reicht aus, um das Nervensystem zu schädigen. Bedroht sind außerdem der Verdauungsapparat, das Immunsystem, Lungen, Nieren, Haut und Augen. Ein besonders großes Risiko besteht für Föten und kleine Kinder. Quecksilber kann die geistige Entwicklung beeinträchtigen, wie Studien in Fischerorten in Brasilien und China belegt haben.
In Lateinamerika arbeiten eine halbe Million Menschen im Bergbau
In Mexiko sorgt der weitverbreitete Verzehr von Thunfisch aus der Konserve für eine alltägliche Bedrohung der Menschen. Weltweit sind rund 15 Millionen Bergarbeiter in 70 Ländern dem Risiko einer Quecksilber-Vergiftung ausgesetzt. In Lateinamerika konzentriert sich der Bergbau auf die Andenstaaten und das Amazonasgebiet sowie auf Mittelamerika. Mindestens 500.000 Menschen arbeiten im Bergbausektor, der beim Handel mit Quecksilber eine herausragende Rolle einnimmt. Peru, in dem der Bergbau traditionell großes Gewicht hat, hat sich nach der Ratifizierung des Minamata-Abkommens daran gemacht, die Quecksilberverwendung deutlich zu verringern.
Das Minamata-Abkommen legt fest, dass Quecksilber in Glühbirnen, Thermometern, Batterien und Zahnfüllungen ersetzt werden muss. Cero Mercurio (Null Quecksilber), einem Bündnis von 95 Umweltorganisationen, geht das Ganze allerdings angesichts der erheblichen Gesundheitsrisiken zu langsam voran. Auch fehle ein Verbot der Verwendung von Quecksilber im Goldbergbau, ob dem legalen oder dem illegalen. Erstmals treffen sich die Vertragsstaaten vom 24. bis 29. September 2017 in Genf, um über die Umsetzung des Abkommens zu beraten.
Autor: Bernd Stößel
Quellen:
http://www.scidev.net/america-latina/seguridad-alimentaria/noticias/convencion-sobre-mercurio-enciende-los-animos.html
https://www.servindi.org/actualidad-noticias/19/08/2017/convencion-de-minamata-sobre-mercurio-entra-en-vigor