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Guatemala |

Prozess gegen Ex-Diktator Ríos Montt erneut ausgesetzt

"Mörder gesucht" ist am Graffiti von Ríos Montt zu lesen. Foto (Zuschnitt): Surizar, CC BY-SA 2.0.
"Mörder gesucht" ist am Graffiti von Ríos Montt zu lesen. Foto (Zuschnitt): Surizar, CC BY-SA 2.0.

In Guatemala ist die Neuauflage des Völkermordprozesses gegen den früheren Diktator Efrain Rios Montt erneut ausgesetzt worden. Nach Auffassung des zuständigen Gerichts sei es nicht möglich, das nicht-öffentliche Verfahren gegen Rios Montt und das öffentliche Verfahren gegen Ex-General Jose Rodriguez gemeinsam zu verhandeln, berichteten Medien aus Guatemala am Mittwoch, 4. Mai 2016.

Durch einen Militärputsch kam Rios Montt 1982 an die Macht. In seiner 15 Monate dauernden Amtszeit übte der General eine Schreckensherrschaft aus und erwarb sich den Beinamen "Schlächter der Indigenen". Einem UN-Bericht zufolge machten seine Schergen 448 Dörfer dem Erdboden gleich.

In einem ersten Prozess 2013 wurde Rios Montt wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt. Er soll unter anderem für den Mord an 1.771 Indigenen verantwortlich sein. Das Verfassungsgericht hob das Urteil jedoch später wegen angeblicher Verfahrensfehler wieder auf. Inzwischen wird der Prozess neu aufgerollt. Ärzte bescheinigen dem inzwischen 89-Jährigen allerdings eine Demenzerkrankung, sodass er bei der Neuauflage des Prozesses nicht mehr persönlich anwesend sein muss.

Rios Montt, als Präsidentschaftskandidat eines Mitte-Links-Bündnisses gescheitert, kämpfte mit Rückendeckung der USA gegen kommunistische Guerilla-Gruppen. Weil er die Maya beschuldigte, die Guerilla-Verbände zu unterstützen, wurden Tausende Indigene getötet. Auch als Pastor und Prediger für eine evangelikale Gemeinschaft war Rios Montt aktiv. Seine Diktatur wurde von rivalisierenden Militärs abgelöst.

Bürgerkrieg in Guatemala

Der Bürgerkrieg in Guatemala zählt zu den brutalsten Konflikten in der Geschichte Lateinamerikas. Er dauerte 36 Jahre und endete am 29. Dezember 1996 mit dem Abschluss eines Friedensvertrags zwischen rechtsgerichteter Regierung und Rebellenvereinigung URNG. In dieser Zeit wurden Schätzungen zufolge mindestens 200.000 Menschen getötet, 83 Prozent davon Angehörige der indigenen Maya-Bevölkerung. Geschätzt 1,7 Millionen Menschen flohen vor Gewalt und Unterdrückung.

Hintergrund des Konflikts waren Versuche einer Landreform in den 1950er Jahren, die nach 1954 durch das US-gestützte Regime unterdrückt wurden. Damit wurden die Interessen des US-amerikanischen Konzerns United Fruit Company gewahrt, der in Guatemala 162.000 Hektar Land zum Anbau von Chiquita-Bananen besaß. Spätestens ab 1975 richtete sich die Staatsmacht planvoll vor allem gegen die ländlichen Maya-Regionen, unter dem Vorwand, die Guerilla finde dort Unterstützung.

Ungehemmte Gewalt

Als die Zeit der "violencia", der besonders ungehemmten Gewalt, gingen die Jahre 1978 bis 1985 in die Geschichte des mittelamerikanischen Landes ein. Allein in den 15 Monaten unter dem Diktator Efrain Rios Montt begingen Militärs 600 Massaker und zerstörten in einer "Politik der verbrannten Erde" etwa 100 Dörfer. 17.000 Menschen wurden in diesem Zeitraum getötet, Hunderttausende flohen.

Im April 1998 legte die katholische Kirche einen offiziellen Untersuchungsbericht zur "Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses" (REMHI) vor. Zwei Tage später wurde der wichtigste Protagonist der Studie, Weihbischof Juan Gerardi Conedera, von Angehörigen der Armee ermordet.

Warten auf Entschädigung

Aus dem REMHI-Bericht geht hervor, dass mehr als 90 Prozent der Morde auf Armee, Paramilitärs und Zivilpatrouillen (PAC) zurückgehen. Für etwa neun Prozent zeichnete demnach die Guerilla verantwortlich. Allein für die Hochland-Provinz Quiche führt der Bericht für die Zeit des Bürgkriegs 31.400 Verhaftungen, 13.728 Tote, 2.157 "Verschwundene", 3.207 Fälle von Folter und 4.039 Attentate auf. Auf Entschädigung warten die allermeisten Opfer bis heute.

Quelle KNA, Foto (Zuschnitt): Surizar,CC BY-SA 2.0.

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