Proteste gegen Urteil im Vergewaltigungsfall Hernández
Frauenorganisationen in Nicaragua haben die Reduzierung der Haftstrafe eines Sexualtäters scharf verurteilt. Der Oberste Gerichtshof des Landes (CSJ) hatte am vergangenen 22. Juli die Strafe des wegen Vergewaltigung zu acht Jahren Haft verurteilten Farinton Hernández um die Hälfte herabgesetzt.
Ende Juli versammelten sich daraufhin Frauenorganisationen zu Protesten vor dem CSJ und forderten die Absetzung der Richter. Nach Angaben des Gerichtshofes sei es bei der Manifestation zu Tumulten gekommen.
Die Richter befanden, dass der Täter „Opfer eines Affekts“ gewesen sei, „hervorgerufen durch Bier, das er in der Bar Nonoy zu sich genommen hat". Zudem habe das Vergewaltigungsoper Fátima Hernández kooperiert und selbst dazu beigetragen „sexuelle Erregung und Hemmungslosigkeit“ herbeizuführen, zitiert die nicaraguanische Zeitung "El Nuevo Diario" aus dem Urteil. Da Farinton Hernández nicht vorbestraft ist und nach Ansicht des Gerichts keine erschwerenden Umstände vorliegen, er seine Haftstrafe nicht weiter absitzen. Wegen guter Führung wird seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Er darf nach 18 Monaten Haft auf freien Fuß.
„Unheilvoller Präzedenzfall“
Frauenorganisationen kritisierten das Urteil als „unheilvollen Präzedenzfall“. Das Urteil „rechtfertigt den Missbrauch durch den Vergewaltiger. Zugleich werden auch noch Opfer verunglimpft, die sich nicht heroisch gegen die Vergewaltigung wehren“, heißt es in einer Erklärung der nicaraguanischen Frauenbewegung.
Nach Ansicht der Bewegung gegen Sexuellen Missbrauch (MCAS) entbehre das Urteil zudem jeglicher wissenschaftlicher und juristischer Grundlagen. Marvin Mayorga unterstrich im Interview mit El Nuevo Diario zudem: ,„Alkoholkonsum rechtfertigt Gewalt in keinster Weise".
Opfer geht vor internationale Gremien
Das Opfer, Fátima Hernández habe mit mehreren Hungerstreiks darauf hinwirken müssen, dass ihr Verfahren überhaupt vorankommt. Die Vergewaltigung war im Juli 2009, das erste Urteil erging im Juni 2010, so die Frauenbewegung in einer Erklärung.
Fátima Hernández erklärte bei einer Pressekonferenz in der Ständigen Menschenrechtskommission (CPDH), dass sie nun internationale Gremien anrufen wolle, so die Nachrichtenagentur Adital. „Ich werde das wegen meinem eigenen Prozess tun, aber gleichzeitig will ich damit die Fälle aller Frauen repräsentieren, gegen deren Rechte das Justizsystem verstoßen hat“. (bh)