Proteste gegen hohe Gaspreise
Nach Bolivien zu Beginn des Jahres erlebt nun auch Chile massive Proteste gegen einen Anstieg der Energiekosten. Bei ersten Verhandlungen zwischen der chilenischen Regierung und der Bevölkerung der Stadt Punta Arenas im Süden des Landes konnte auch am Donnerstag keine Einigung erzielt werden. Entgegen seiner im Wahlkampf gemachten Versprechen hatte Chiles Präsident Sebastián Piñera vergangene Woche wegen „Energieknappheit“ eine Preiserhöhung um 17 Prozent angekündigt, was teils heftige Reaktionen ausgelöst hatte. Seine Regierung könne „den Kopf nicht wie Vogel Strauß in den Sand stecken bis das Gas und Erdöl aufgebraucht sind“, so der Staatschef am Donnerstag.
Seit Montag legt ein Streik den gesamten Süden lahm, der für sein kaltes Klima und somit hohen Energiebedarf bekannt ist. „Es gibt keine Flüge, sie sind abgesagt, und keinerlei andere Aktivitäten“ sagte José Hernández von der Bürgerversammlung der Region Magallanes und nannte den Ausstand einen „vollen Erfolg“. Ein großer Teil der Bevölkerung sei „unzufrieden“ mit der Zentralregierung. Die Anhebung der Gaspreise „trifft viele Familien“, so Hernández am Montag in einem Interview mit dem venezolanischen TV-Sender Telesur.
Wie im Mapuche-Konflikt gibt die katholische Kirche auch im Gas-Streit den Vermittler. In den vergangenen Stunden seien „Fortschritte“ erkenntlich, so ein Kirchenvertreter gegenüber lokalen Medien, „wenigstens hört die Regierung die Bewohner an“. Während alle Seiten zum Dialog aufriefen war es am Dienstagabend zu einem ernsten Zwischenfall gekommen. Am Rande der den Streik begleitenden Demonstrationen waren zwei Frauen von einem LKW getötet worden, der in eine von den Protestierenden errichtete Straßensperre gerast war, woraufhin der Fahrer die Flucht ergriff. (bb)