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Padre Rodolfo bleibt bei den Indigenen unvergessen

Die Indige in Mato Grosso verehren heute noch Padre Rodolfo und den Bororó-Anführer Simão. Hier bei einem Fest anlässlich des 40. Todestages der beiden. Foto: Fládima Christofari.
Die Indige in Mato Grosso verehren heute noch Padre Rodolfo und den Bororó-Anführer Simão. Hier bei einem Fest anlässlich des 40. Todestages der beiden. Foto: Fládima Christofari.

Padre Rudolf Lunkenbein und Simão, der Anführer der Bororó-Indigenen, wurden am 15. Juli 1976 auf der Salesianer-Missionsstation in Merúri von erschossen. Der Grund: Sie hatten vor Gericht die Rückgabe der unrechtmäßigen Landnahmen von Großgrundbesitzern im Mato Grosso erstritten - und mit Unterstützung der Indigenenschutzbehörde FUNAI sollten diese Ländereien den Ureinwohnern zurückgegeben werden.

Beide gelten als Märtyrer, die für ihren Einsatz für die Indigenen starben. Der Salesianerorden hatte den zuständigen Bischof von Barra do Garças, Dom Protogenes José, gebeten, das Martyrium der beiden anzuerkennen. 2016 wurde der Seligsprechungsprozess schließlich eingeleitet.

Rudolf Lunkenbein wurde 1939 als Sohn von Kleinbauern in Döringstadt bei Bamberg geboren. Er las mit zehn Jahren eine Biografie von Don Bosco. Und ab diesem Zeitpunkt wollte ''Lunke'', wie ihn die Kollegen nannten, nur noch eins: Missionar werden. Nach seinem Ordenseintritt bei den Salesianern Don Boscos verwirklicht sich sein großer Wunsch: Sein Noviziat absolviert er in der Nähe von São Paulo in Brasilien.

Inkulturation und Befreiung der Indigenen mit Cimi

Im Februar 1963 kam er erstmals für ein Praktikum nach Merúri, in die Region Mato Grosso. Er lernte die Sprache der Bororó-Indigenen, arbeitete in der Missionsstation und gab Schulunterricht. Nach dem Theologiestudium kehrte er nach Mato Grosso zurück.

Padre Rodolfo - wie er in Brasilien genannt wurde - wurde Mitglied des neugegründeten Brasilianischen Indigenenmissionsrates Cimi, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Erfahrungen von Inkulturation, Widerstand und Befreiung an der Seite der indigenen Völker zu artikulieren und zu animieren.

Die Bororós hatten Mitte der sechziger Jahre kapituliert: Sie bauten keine Hütten mehr, pflegten ihre Sprache nicht mehr, gaben sich selber auf. Die Frauen tranken den empfängnisverhütenden Saft einer Waldpflanze; das Volk wollte aussterben. Sechs Jahre lang kamen keine Kinder mehr zur Welt.

Neuer indigener Lebensmut durch Lunkenbein

Padre Lunkenbein setzte sich für die Bororó ein, vermittelte ihnen Selbstvertrauen, Lebensmut und Hoffnung. Er selbst formulierte es damals so: "Zunächst einmal gilt es, diesen Menschen auf den Weg zurück ins Leben zu helfen, ihnen klar zu machen, was in ihnen steckt, welche Kräfte sie einfach brachliegen lassen - welch großartige Traditionen sie einst hatten - und verkommen ließen. Ich habe mich für sie eingesetzt, ihre Rechte für sie verteidigt. Sie führen einen ständigen Kampf für ihre Landrechte hier, gegen die weißen Siedler." So wird verständlich, dass er über jedes Neugeborene der Bororó glücklich war.

Im Juli 1976 wurden er und der Indigenenführer von zwei weißen Siedlern im Hof der Missionsstation erschossen. Die Täter waren aufgebracht, weil das Volk der Bororó wieder auflebte. Sie wollten mit allen Mitteln die Landvermessung zugunsten der Indigenen verhindern.

Trauerspiel der brasilianischen Justiz

In tiefer Trauer begruben die Indigenen Padre Rodolfo und Simão Boboro - mit ihrem Häuptlingsschmuck versehen. Die Landrückgabe an die Bororó wurde dann von den staatlichen Instanzen unter Polizeischutz realisiert.

Die beiden Mörder - João Mineiro und sein Schwager Manoel Borges da Silva - waren schnell gefasst. Ein Trauerspiel der brasilianischen Justiz: Schon nach drei Jahren kamen beide wieder frei, weil sie 'Notwehr' geltend machten und niemand das Gegenteil beweisen konnte.

Ein großer Mann - nicht nur körperlich

Der deutsche Theologe Paulo Suess (78) lebt seit fünfzig Jahren in Brasilien. Er schrieb in seiner Botschaft zum Gedanken an den vierzigsten Todestag seines Freundes: "Heute brauchen die Vertreter des Kapitals nicht mehr Missionare körperlich zu töten wie zurzeit von Lunkenbein, um indigene Territorien zu vereinnahmen. Sie haben gelernt zu taktieren, die verschiedenen Regierungsgewalten gegeneinander auszuspielen und einheimische Führer zu kaufen. Mit dem Anschein der Legalität betreiben sie aber - heute noch genauso wie damals - systemisch Ungerechtigkeit."

Paulo Suess weiß, wovon er spricht. Er war zur selben Zeit ebenfalls Pfarrer im Amazonasgebiet - und ebenso wie der Salesianer-Pater Rudolf Lunkenbein ein radikaler Erneuerer der Indigenenmission.

Padre Rodolfos Mitbruder, Camargo Ochoa, beschrieb ihn so: "Strotzend vor Gesundheit, mit großer körperlicher Kraft proportional zu seiner Statur von 1,92 m von einer praktischen Intelligenz, beseelt von Menschlichkeit, Fröhlichkeit und Bereitschaft zum Dienst am Mitmenschen. All dies brachte er ein in die Missionsarbeit."

Auf seinem schon verwitterten Grabstein bei der Missionsstation in Merúri steht auf Deutsch, Portugiesisch und im Idiom der Bororó: „Ich bin zum Dienen gekommen und dafür zu sterben."

Das deutsche Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt die Arbeit des Indigenen-Missionsrats Cimi, unter anderem bei der jährlichen Herausgabe des Berichts über die Gewalt gegen die indigenen Völker. Helfen Sie mit - mit Ihrer Spende!

Adveniat-Spendenkonto 17345
bei der Bank im Bistum Essen (BLZ 360 602 95)
Verwendungszweck: "Indigenen-Missionsrat BRA"
BIC: GENODED1BBE
IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45

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