Neue Botschaften beenden Eiszeit
Nach über einem halben Jahrhundert eingefrorener Beziehungen zwischen der Karibikinsel Kuba und den Vereinigten Staaten von Amerika haben Havanna und Washington einen historischen Schritt in Richtung Aussöhnung beschritten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch, 1. Juli 2015, berichtet, hätten beide Seiten die Wiedereröffnung von Botschaften sowie die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart. Bisher hatten beide Länder nur Interessensvertretungen unter Schirmherrschaft der Schweiz unterhalten.
Kubas Interims-Außenminister Marcelino Medina González werde am Mittwoch den Chef der US-Interessensvertretung in Havanna Jeffrey DeLaurentis empfangen, um über die "Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen und die Eröffnung von Botschaften in beiden Ländern" zu beraten, vermeldete das kubanische Außenministerium am Dienstag. DeLaurentis werde der Verhandlungsführer einer diplomatischen Mission für bilaterale Gespräche zwischen Kubas Staatschef Raúl Castro und US-Präsident Barack Obama sein, so das Ministerium.
Bereits im Juli werde US-Außenminister John Kerry in die kubanische Hauptstadt reisen und die Botschaft offiziell eröffnen, informiert Reuters in Bezug auf Insider-Quellen im Weißen Haus. Obama will die getroffenen Entscheidungen zu den Beziehungen beider Staaten am Mittwoch in einer Pressekonferenz persönlich bekannt geben. Kuba und die USA hatten sich schon Anfang 2015 auf den Austausch von Botschaftern geeinigt.
Havanna hatte als Gegenleistung die Streichung der Karibikinsel von der US-Liste der sog. Terror-Staaten gefordert, was im Mai durch das Verstreichenlassen einer Frist durch den US-Kongress auch geschah. Seit 1961 bestand keine offizielle Diplomatie zwischen Kuba und den USA. Erst seit der Annäherung zwischen Castro und Obama im Dezember 2014 sind wieder direkte Telefonate zwischen beiden Ländern möglich. Die Wirtschaftssanktionen der USA gegen den kleinen Inselstaat bestehen trotz des Tauwetters weiter. (bb)
Foto: Cubahora, CC BY-SA 2.0