Mord an Menschenrechtlerin Franco vor Aufklärung
Paramilitärische Milizen sollen hinter dem Mord an der brasilianischen Menschenrechtlerin und Stadträtin Marielle Franco vor neun Monaten stecken. Das berichteten örtliche Medien am Freitag. Die Mafia-ähnlich organisierten Milizen hätten die Politikerin der linken Partei PSOL als Bedrohung für ihre illegalen Geschäfte in Rio de Janeiros Westzone betrachtet, so die Behörden. Am Donnerstag hatten die Behörden zudem ein Mordkomplott an Francos Parteifreund Marcelo Freixo aufgedeckt.
Die Menschenrechtlerin hatte Polizisten beschuldigt, in illegale Geschäfte und Morde verwickelt zu sein. Mitte März wurden Franco und ihr Fahrer im Zentrum von Rio erschossen. Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen. Franco habe durch ihre Menschenrechtsarbeit die Geschäfte der Milizen gefährdet, erklärte der für die Sicherheit in Rio zuständige General Richard Nunes.
Seit Donnerstag versucht die Polizei demnach bisher erfolglos, landesweit 15 Haftbefehle zu vollstrecken. Allerdings scheinen die Verdächtigen aus Sicherheitskreisen gewarnt worden zu sein, wie Beobachter vermuten. Die paramilitärischen Milizen werden von ehemaligen sowie aktiven Polizisten und Militärs angeführt, die nach Spekulationen der Medien sowohl Verbindungen in die Politik wie auch in die Führungsetagen der Sicherheitskräfte haben. Zudem scheinen Kompetenzkonflikte die Ermittlungen des Mordfalls Franco zu behindern. So streiten die lokalen Polizeibehörden mit der dem Justizminister unterstellten Bundespolizei um die Leitung der Ermittlungen. In Rio de Janeiro ist seit Mitte Februar das Militär für die innere Sicherheit zuständig. Die mangelnde Kooperation der Behörden behinderte sogar die Vollstreckung der Haftbefehle. Als Zivilisten getarnte Polizisten, die zur Verhaftung unterwegs waren, wurden laut den Angaben von lokalen Polizeikräften festgesetzt, die sie für Mitglieder einer kriminellen Bande hielten.
Am Donnerstag deckte die Polizei von Rio zudem ein Mordkomplott gegen den Politiker Marcelo Freixo von der Partei PSOL auf. Der Menschenrechtler kämpft seit Jahren gegen die Milizen, weshalb er unter ständigem Polizeischutz steht. Freixo und Marielle Franco hatten über Jahre zusammengearbeitet, zudem hatte Freixo sie in seine Partei geholt. Laut Polizei planten Milizen die Ermordung Freixos während eines öffentlichen Auftritts am kommenden Samstag. Ob eine direkte Verbindung zum Mord an Franco besteht, ist noch unklar. (KNA)