Möglicher Präsidentschaftskandidat wegen Rassismus verurteilt
Der brasilianische Parlamentsabgeordnete Jair Messias Bolsonaro ist von einem Gericht in Rio de Janeiro zu einer Geldstrafe von 13.500 Euro wegen rassistischer Beleidigung verurteilt worden. Das berichtet die Zeitung "O Globo" am Dienstag, 3. Oktober 2017. Er hatte Nachfahren afrikanischer Sklaven als derart übergewichtig bezeichnet, dass sie "nicht einmal mehr zur Menschenzucht zu gebrauchen" seien. Der ehemalige Fallschirmjäger, bekannt für seine verbalen Provokationen gegenüber Minderheiten, will Ende 2018 als Präsidentschaftskandidat ins Rennen gehen.
Er habe ein Quilombo, eine von geflohenen Sklaven gegründete Siedlung, besucht, so Bolsonaro bei einem Vortrag Anfang April in Rio. Keiner der dort Lebenden habe "weniger als sieben Arrobas" (105 Kilogramm) gewogen. Da die Bewohner, Quilombolas genannt, deshalb nicht mal zur "Menschenzucht" taugten, seien die staatlichen Transferleistungen an sie in Höhe von jährlich rund 270 Millionen Euro rausgeschmissenes Geld. Genau wie Indigene genießen Quilombolas laut der Verfassung besonderen Schutz. Arroba, eine alte Maßeinheit arabischen Ursprungs, wird in Brasilien für Rind- und Schweinefleisch verwendet und entspricht 15 Kilogramm. Während der bis 1888 herrschenden Sklaverei gab es regelrechte Menschenfarmen, in denen Sklaven-Nachwuchs für Brasiliens Landwirtschaft "gezüchtet" wurde.
Bolsonaro ist bekannt für solche Äußerungen
Bolsonaro ist für seine sexistischen, rassistischen und homophoben Äußerungen bekannt. Bereits im Jahr 2015 war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden, nachdem er eine Abgeordnete mehrmals öffentlich beleidigt hatte. Sie sei "so hässlich, dass sie es nicht einmal verdiene, vergewaltigt zu werden". Einen anderen Parlamentskollegen beschimpfte Bolsonaro mehrmals wegen dessen Homosexualität. Der Abgeordnete der Sozial-Christlichen Partei verlangt die Einführung der Todesstrafe, fordert die Bewaffnung der Bevölkerung sowie Befugnisse der Streitkräfte in staatlichen Institutionen. In Umfragen zu den Ende 2018 stattfindenden Präsidentschaftswahlen liegt er mit 16 Prozent auf Platz zwei hinter dem ehemaligen Präsidenten Lula da Silva (36 Prozent). Bei männlichen Wählern soll er sogar derzeit die Umfragen anführen.
Quelle: KNA